Das Messer im Wasser - Filmkritik
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DAS MESSER IM WASSER (1962)

Roman Polanskis Erstlinkswerk

Roman Polanskis erster abendfüllender Spielfilm ist ein sehr interessantes Werk. Die meiste Zeit nur auf einem kleinen Segelboot spielend, entwickelt es sich von einem Drama zu einem leichten Psychothriller. Man weiß nie, ob alles so harmlos ist, wie es scheint, oder ob unter allem doch Gewalt brodelt. Mit DAS MESSER IM WASSER ebnete Polanski sich den Weg zu seiner international erfolgreichen Karriere.

 

INHALT:Das Messer im Wasser - Blu-Ray Cover

Andrzej (Leon Niemczyk) und seine Frau Krystyna (Jolanta Umecka) sind in ihrem Auto auf dem Weg zu ihrem Boot. Plötzlich stellt sich ein junger Anhalter (Zygmunt Malanowicz) mitten auf die Straße. Andrzej weicht aus und muss bremsen. Nachdem er den etwa 19-jährigen Jungen beschimpft hat, nimmt er ihn im Auto mit. An ihrem Boot angekommen, hilft der Junge dem Ehepaar, das Boot segelfertig zu machen.

Andrzej bietet ihm an, mit ihnen zu segeln. Der Junge nimmt an. Auf dem Wasser beginnt ein unausgesprochener Kampf zwischen den beiden Männern: Jede Handlung wird zum Wettkampf und Kräftemessen – ob Matratzenaufpumpen, Mikado oder verschiedene Messerspiele. Es ist ein nicht enden wollender Kampf um Männlichkeit, Ehre und Macht. Und vielleicht auch um die Frau?

FAZIT:

Wer bei DAS MESSER IM WASSER storytechnisch auf der Suche nach Logiklöchern ist, wird fündig. Schon die Ausgangssituation des Films erschließt sich nicht: Es ist überhaupt nicht ersichtlich, warum Andrzej den jungen Mann, den er als nutzlosen Lausejungen beschimpft, überhaupt mit ins Auto, geschweige denn auf die Bootsfahrt mitnimmt. Doch ob dies nun logisch ist oder nicht – das spielt in diesem Film gar keine Rolle. Hat man sich einmal damit abgefunden, nimmt einen der restliche Film mit auf einen beeindruckenden Trip.

DAS MESSER IM WASSER hat trotz (oder wegen?) seiner ruhigen, unaufgeregten Inszenierung stets eine unter der Oberfläche brodelnde Spannung, ständig fühlt man unterschwellig Gefahr. Zwei Männer und eine Frau – das ist nun mal eine Konstellation, die im Kino selten gut ausgeht – vor allem, wenn sich die Personen mitten auf dem Meer auf einem Boot befinden. Zu leicht ließe sich hier ein Mord verüben.

Lange lässt einen DAS MESSER IM WASSER im Unklaren: Ist es eine harmlose, sich anbahnende ménage à trois zwischen den drei Protagonisten oder beginnt hier ein harter Konkurrenzkampf um die einzige Frau? Die Macht- und Männlichkeitsspiele, die einen Riss in der Beziehung der Männer zeigen, wechseln sich mit Szenen ab, die volle Vertrautheit und Harmonie suggerieren.

Filmisch überzeugt Polanskis Spielfilmdebüt daher auf alle Fälle. Die Spannung, die ungewohnten Einstellungen, die tollen filmischen Ideen. Selbst die vielen Segelszenen haben in ihrer Art der Darstellung auch für nicht-segel-erprobte Zuschauer eine unwahrscheinliche Faszination.

Für filmhistorisch Interessierte und Freunde ungewöhnlicher Filme ist DAS MESSER IM WASSER nur empfehlenswert! Erfreulich ist das Extra auf der DVD, das aus einer interessanten 30-minütigen Dokumentation besteht, die die Produktionsbedingungen des Films im damaligen Polen beschreibt und ihn filmhistorisch einordnet (mit besonderer Sicht auf den polnischen Film und die Karriere Polanskis). DAS MESSER IM WASSER ist seit dem 17. Mai 2018 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

von Benjamin Wirtz

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial StudioCanal

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Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

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