Atypical - Review | Serie auf Netflix
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ATYPICAL (2017)

Komplexe Thematik, einfache Unterhaltung

Robia Rashid (Drehbuchautorin und Co-Produzentin von HOW I MET YOUR MOTHER) schaffte es mit ihrer Story über den 18-jährigen Autisten Sam Netflix zu überzeugen und bietet den Zuschauern eine Coming-of-Age Geschichte der etwas anderen Art in acht Episoden.

Wir begleiten Sam dabei, wie er lernt, sich einer nicht-autistischen, oft rücksichtslosen Gesellschaft anzupassen und erleben seine Erfolge und Rückschläge mit. ATYPICAL regt an, sich darüber Gedanken zu machen, wie die Grenzen der Akzeptanz von Individualität und untypischem Sein in unserer Gesellschaft verlaufen, lässt jedoch an mehreren Stellen Potential ungenutzt.

INHALT:Atypical - Poster | Coming of Age Serie auf Netflix

Sam (Keir Gilchrist) will endlich auch erleben, was es heißt, eine Freundin zu haben. Doch so einfach wie für andere in seinem Alter, gestaltet sich das bei ihm nicht. Er ist Autist und hat somit Eigenschaften, die auf andere Menschen eigenartig wirken. Doch das hält ihn nicht davon auf, sich auf die Suche nach der Richtigen zu machen.

FAZIT:

ATYPICAL erzählt viel mehr als die Geschichte eines autistischen Teenagers auf der Suche nach einer Freundin. Der Zuschauer kriegt zu sehen, was es heißt als jüngere Schwester im Schatten eines Geschwisterkindes zu stehen, welches aufgrund einer Besonderheit öfters die Aufmerksamkeit der Eltern benötigt und diese durch Handlungen, die für andere nicht nachvollziehbar sind stets auf sich zieht. Außerdem zeigt die Serie uns mit Elsa (Jennifer Jason Leigh) eine Mutter, die ihr Leben jahrelang nach ihrem autistischen Kind ausgerichtet und sich selbst sowie auch andere wichtige Dinge hinten angestellt hat. Nun da ihr Sohn unabhängiger wird und Interesse an Beziehungen zu anderen Frauen entwickelt, spürt sie eine Leere, die sie auf eine Weise füllt, die ihr lange ein schlechtes Gewissen bereitet.

ATYPICAL beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Kinder aus dem autistischen Spektrum im Schulwesen und auch im Alltag inkludiert und akzeptiert werden, ohne es zur dominierenden Thematik der Serie zu machen.

Die Gefühlslage und Perspektive von Sams Schwester Casey (Brigette Lundy-Peine) wird in einigen Episoden angekratzt, aber leider nicht tiefgreifender behandelt, obwohl gerade hier viel Potential drin steckt. So hätten die Macher der Serie eventuell auch viel negative Kritik verhindern können, denn vor allem in den USA wird unter anderem von Autisten selbst kritisiert, dass Autismus in ATYPICAL nicht authentisch präsentiert wird.

Das vergeudete Potential findet sich meines Erachtens auch in den Geschichten der anderen Charaktere wieder, die schauspielerisch trotzdem mit ziemlich guten Leistungen die Serie aufwerten. Vor allem die bislang eher unbekannte Brigette Lundy-Peine überzeugte mich sehr.

Als Sams Freundin Paige sich für einen Winterball einsetzt, bei dem auch Sam, der laute Musik und viele Lichter meidet, sich wohlfühlen kann, fragt die Mutter einer Schülerin: „Müssen wirklich alle zurückstecken, damit ein Kind was davon hat?“. Die Frage wird nicht weiter thematisiert aber regte mich als Zuschauer zum Nachdenken an.

ATYPICAL ist in jedem Fall gute Unterhaltung und gibt einen Einblick in das Leben eines besonderen Jungen. Trotz fehlender Spannungsbögen und manchmal überflüssiger Szenen, ist die Serie nicht langweilig und schafft es an manchen Stellen wichtige Fragen in den Raum zu werfen.

ATYPICAL ist seit dem 11. August 2017 auf Netflix zum Abruf bereit.

Begüm Karagöz

Bewertung:
banane_ranking_3.5

Quelle: Pressematerial Netflix

 

Seit ich Teil des Filmaffen-Teams bin kann ich meine exzessiven Film- und Serienmarathons endlich mit dem Vorwand sie anschließend rezensieren zu müssen als eine meiner größten Leidenschaften anerkennen lassen und habe auch schon gleich ein besseres Gefühl dabei stundenlang vor'm Bildschirm zu hängen.

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