Angels Share - Filmkritik
DVD & Blu-Ray,  Film,  Kritiken

ANGELS‘ SHARE (2012)

Schluckauf für die Lachmuskeln

Ein Whisky im Fass hat es nicht leicht. Jahre, nicht selten Jahrzehnte, lang blubbert das gute Tröpfchen vor sich hin und nebenbei entschwinden zwei Prozent des Alkohols jedes Jahr spurlos. Die alkoholproduzierende Fachwelt nennt dieses Phänomen ANGELS‘ SHARE. Genauso scheinbar spurlos verschwinden die Randgruppen schnell im System der Gesellschaft, wenn sie nicht von Filmen wie diesen wieder aufgefangen werden würden.

Ein Film der Engels Hauch heißt und mit der ertönten Stimme Gottes durch die Bahnhofslautsprecher beginnt, wirkt zunächst doch sehr, sagen wir mal, selbstironisch. Wenn sich dann jedoch sehr bald die geballte Ladung pure, sinnlose Gewalt offenbart, bleibt einem der Klos erst mal im Hals stecken…

INHALT:
Robbie (Paul Brannigan) ist nicht gerade das, was die Gesellschaft einen Vorzeigejugendlichen nennt. Er raubt, er schlägt, er trinkt – und das alles nicht zu knapp. Doch seit kurzem hat er mit seiner Freundin Leonie (Siobhan Reilly) zusammen ein Kind. Es wird also schnell Zeit Verantwortung zu übernehmen und erwachsen zu werden. Die gemeinnützige Arbeit, zu der er verurteilt wird, scheint dafür gerade im richtigen Moment zukommen.

Doch mit den guten Absichten im Gepäck lernt er durch seinen Sozialarbeiter Harry (John Henshaw) nicht nur neue Freunde und Mitverbrecher kennen, sondern entwickelt bald Euphorie für eine neue Leidenschaft: Den schottischen Whisky mit all seinen wunderbaren Aromen. Robbie zeigt dabei sogar, dass er ein Naturtalent im Whiskyverkosten ist.

Obendrein erfahren Robbie und seine neuen Freunde Albert (Gary Maitland), Rhino (William Ruane) und Mo (Jasmin Riggins) auf einer Whiskyverkostung, dass ein sehr wertvolles Fass bald versteigert werden soll. Das weckt schnell die alte, kriminelle Seite in Robbie und den Rest seiner Truppe. Der Plan ist gefasst und das Fass soll auf illegalem Weg den Besitzer wechseln und den Jugendlichen Reichtum bescheren. Entweder das, oder sie landen für mindestens fünf Jahre hinter schottischen Gardinen…

FAZIT:
ANGELS‘ SHARE ist nicht unbedingt eine Komödie von erster Minute an. Doch was wie ein schottisches Gesellschaftsdrama über eine verlorene, kriminelle Unterschicht beginnt, entpuppt sich bald als eine feucht fröhliche Ode an das hiesige Nationalgetränk: Den Whisky.

Jedoch reicht eine Schluck aus dem Spucknapf einer Whiskyverkostung, Unkenntnisse über Edinburgh Castle oder ein gelüfteter Kilt nicht aus, um das Zwerchfell des Zuschauer ausdauernd zu beanspruchen. Auch die obligatorische Tour durch Schottland mit dem Evergreen „500 Miles (I gonna be)“ von The Proclaimers zu untermalen hilft nicht, um den gewünschten amüsanten Schwung vom Drama zur Komödie zu erreichen.

Und ein Film, der sich rühmt die schottische Antwort auf GANZ ODER GAR NICHT (1997) zu sein, flacht spätestens an seinen Charakteren ab. Zu gleich, zu unscheinbar, zu unstereotypisch kommen sie daher, um wirklich in eine gute Komödie zu passen. Für ein amüsantes Underdog-Drama stimmt jedoch alles. Denn glaubhafte Darsteller erscheinen in einer ehrlichen Geschichte.

Regisseur Ken Loach ist mit diesem Film in dem Metier, das er am besten versteht. Auf der Seite der Verlierer des Alltags, direkt zwischen Alkoholikern, Schlägern und Verbrechern, dort kennt sich Loach wohl am besten aus. Denn genau der Underdog ist sein größtes Leitmotiv in beinah allen seinen Filmen – wie Ken Loach bereits mit RIFF-RAFF (1991), MEIN NAME IST JOE (1998) oder IT’S A FREE WORLD (2007) eindrucksvoll bewiesen hat.

Humoristisch gesehen reißt diese Komödie nicht vom Hocker. Menschlich gesehen trifft ANGELS‘ SHARE dennoch einen Nerv. Das hügelige Bergland der Highlands ist eben voll von deftigen Raufköpfen, die sich nicht unterbuttern lassen und ihren Willen notfalls mit groben Mitteln durchsetzen, aber auch durch Köpfchen ans Ziel kommen können.

Charmant plätschert ANGELS‘ SHARE dahin und geht beinahe beiläufig auf das Thema des Whiskys ein. Denn trotz des Titels spielt eben der Mensch, oder viel mehr der typische Schotte an sich, die Hauptrolle. Zwar wird hier niemand zu einem Engel und auch Gott bleibt schnell außen vor. Doch am Ende zählt der gute Geschmack. Und davon hat ANGELS‘ SHARE sehr viel!

So bleibt leider ANGELS‘ SHARE nur ein Schluckauf für die Lachmuskeln, der in seinen 101 Minuten Länge kurz kommt und schneller wieder verfliegt als der süße Hauch eines alkoholisierten Engels. Für einen gemütlichen Abend mit Freunden bei einem guten Glas Whisky ist der Film dennoch zu empfehlen.

Wer Lust bekommen hat auf diese schottische Komödie, der Film ANGELS‘ SHARE ist, vertrieben von PROKINO Home Entertaiment, seit dem 28.03.2013 auf BLU-Ray und DVD im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

Bewertung:

banane_ranking_3.5

Weitere Infos: http://www.angelsshare-derfilm.de/de/

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Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

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