To the Bone - Review | Film über eine Magersüchtige
Brandneu im TV,  Serien

TO THE BONE (2017)

Spindeldürr

Netflix wirbelt mal wieder viel Staub auf. Mit ihrem neuen Original TO THE BONE thematisieren sie Essstörungen und ernten dafür auch viel Kritik.

INHALT:To the Bone - Review Netflix

Nachdem Ellen es mal wieder geschafft hat, einen Therapieplatz zu verlieren, kehrt sie zunächst mal in das Haus ihres Vaters und ihrer Stiefmutter zurück. Diese ist absolut gar nicht glücklich damit, dass Ellen nicht aktiv gegen ihre Magersucht angeht und das Ganze anscheinend nicht ernst genug nimmt. Erst durch Drohungen und das Bitten ihrer kleinen Halbschwester stimmt Ellen zu, erneut Hilfe zu suchen.

Diesmal bei dem Arzt William Beckham (Keanu Reeves). William geht die Dinge etwas anders an und durchschaut Ellen recht schnell. Ellen zieht in ein betreutes Wohnhaus mit sechs Mitbewohnern. Jeder hat dort eine Art von Essstörung. Jede Patientin/Patient haben mit ihrem eigenen Schicksal zu kämpfen. Ellen muss sich nun rechtzeitig fürs Leben entscheiden, bevor die Krankheit ihr dasselbige nimmt.

FAZIT:

TO THE BONE wurde schon vor dem Releasedate viel diskutiert und auch kritisiert. Die lautesten Stimmen dagegen waren, dass der Film Essstörungen beschönige und sogar als Trigger für Gefährdete verstanden werden kann.

Aus diesem Grund bin ich den Film mit ungewohnter Vorsicht angegangen. Ich wollte nicht voreilig über die Darstellung einer Krankheit urteilen, mit der ich keine Berührungspunkte habe. Nachdem ich den Film gesehen habe, habe ich noch einige Kommentare von, nach eigenen Aussagen, Betroffenen gelesen. Die Meinungen über den Film waren so vielfältig wie die Krankheit selbst – von postiv bis negativ.

Drehbuchautorin und Regisseurin Marti Noxon und Hauptdarstellerin Lily Collins litten beide selbst an einer Essstörung und wollten ohne Zweifel einen guten Film machen, der das Tabuthema offen anspricht. Filme mit brisanter Thematik polarisieren meistens. Hier sind also meine zwei Cent dazu.

Zunächst einmal zum Cast. Keanu Reeves (JOHN WICK; 2016) überrascht in der Rolle des unkonventionellen Arzt William, der nicht über Essen sprechen möchte, weil er es langweilig findet.

Ellens Familie ist ein Sammelsurium aus einer Vorstadt-Stiefmutter, einer Teenagerschwester, einer lesbischen Mutter und deren Partnerin. Hier besonders hervorzuheben ist Carrie Preston, bekannt aus GOOD WIFE, als überforderte Stiefmutter.

Die Patienten in der Wohneinheit haben unterschiedliche Essstörungen. Der eine Mann in der Gruppe (Alex Sharp) repräsentiert nicht nur, dass auch Männer Essstörungen haben kann, sondern sorgt auch für eine Art „Love-Interest“ für Ellen.

Lily Collins als Ellen kassierte wohl am meisten Kritik von allen. Der abgemagerte Körper der Schauspielerin wird früh präsentiert und das vermutlich gewollt brutal. Die Wirbelsäule direkt unter der Haut ist übersäht mit Blutergüssen von unzähligen Sit-Ups. Der Anblick bekommt noch mehr Brisanz, bedenkt man, dass Collins selbst an einer Essstörung litt. Ob sie sich nun aber freiwillig in die Gefahr begab, rückfällig zu werden, sollte meiner Meinung nach jedoch nicht von Bedeutung sein. Sie ist erwachsen und übt ihren Beruf aus, mit all seinen Anforderungen. Wie weit sie dafür gehen möchte, sollte in ihrem eigenen Ermessen liegen.

Ihr persönlicher Bezug schimmert aber zweifellos durch. Ihr hartes Äusseres und ihr augenscheinliches Selbstbewusstein ist lediglich eine Fassade, hinter der sich eine verletzte junge Frau versteckt, die sich nicht mit ihren Emotionen auseinander setzen kann.

Besonders gefallen hat mir das bewusste nicht Auftauchen des Vaters. Anstelle die Rolle mit einem Schauspieler zu besetzen, der abwesend wirken soll, ist der Vater einfach buchstäblich nie da. Das symbolisiert hervorragend die Beziehung zwischen ihm und Ellen.

Natürlich ist TO THE BONE ein Spielfilm und kein Lehrfilm. Es gibt auch leichte und unterhaltsame Momente, Ellen entwickelt sogar Zuneigung zu einem Mann. Diese Momente lassen den Zuschauer zwar gelegentlich aufatmen, nehmen aber nichts an der Komplexität und Schwere des Films.

Ob man TO THE BONE nun gut oder schlecht findet, ist vielleicht gar nicht so wichtig. Die Existenz des Films ist aber schon ein Schritt in die Richtung.

TO THE BONE steht seit 14. Juli 2017 bei Netflix zum Abruf bereit.

von Sarah Binder

Bewertung:
banane_ranking_4

Quelle: Pressematerial Netflix 2017

 

Merken

Merken

Ich hab was mit Medien studiert und liebe Bananen. Keine Frage also, dass ich für den Filmaffen über die Welt der Filme und Serien berichte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: