The Promise - Review | Drama mit Christian Bale und Oscar Isaac
Kinokritik,  Kritiken

THE PROMISE (2017)

Zwischen großen Gefühlen & noch größeren Ungerechtigkeiten

Das romantische Drama THE PROMISE macht in großen Bildern und mit Starbesetzung auf eine Verbrechen aufmerksam, das bisher weitestgehend ungesühnt blieb: Menschen werden aus ihrem Leben gerissen, Familien werden ausgelöscht. Zwischen all dem Chaos, den Schrecken und der Verfolgung erwächst ein Funke des Widerstands und die Hoffnung, seine geliebten Menschen doch irgendwann wiederzusehen.

INHALT:The Promise - poster

Wir schreiben das Jahr 1914: Der junge Medizinstudent Michael (Oscar Isaac) stammt aus einer Familie von Apothekern. In einem kleinen Dorf lebt er ein friedliches Leben. Doch er ist ambitioniert, möchte etwas aus seinem Leben machen. Nach seiner Verlobung nutzt er deswegen die Mitgift und reist nach Konstantinopel, um Arzt zu werden.

Der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein: Denn die Hauptstadt des Osmanischen Reiches droht im politischen Trubel und gesellschaftlichen Chaos zu versinken. Und dann ist da noch die attraktive, armenische Künstlerin Ana (Charlotte Le Bon), die mit ihrem Geliebten, dem amerikanischen Fotojournalisten Chris Myers (Christian Bale), aus Paris eintrifft. Michael verliebt er sich sofort in sie – und diese Anziehung beruht wohl auf Gegenseitigkeit.

Als dann auch noch der erste Weltkrieg ausbricht, rückt das Studium in den Hintergrund. Aufgrund der Verfolgung armenischer Minderheiten und eines drohenden Genozids müssen beide unerwartet flüchten…

FAZIT:

THE PROMISE von Regisseur Terry George basiert auf einer tragischen, wahren Geschichte, in der eine Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau eingebettet wurde. Doch der Schatten des Krieges überlagert alles. So ist für Eifersucht und Neid ebenso wenig Platz, wie für Liebe und Geborgenheit. Vielmehr halten drei Menschen zusammen – aus Loyalität und Liebe zueinander. Und weil sie wissen, dass Sie das Richtige tun.

Ja, in THE PROMISE (dt: „Das Versprechen“) liegt viel Pathos. Schon der Titel erklärt, dass diese Menschen zu ihrem Wort stehen. In einer Zeit, in der jeder für sein eigenes Überleben sorgen muss, ist dieser altruistische Ansatz fast lebensgefährlich, aber von seiner Symbolik her sehr mächtig.

Das Drama THE PROMISE beginnt in einem kleinen, unschuldigen Dorf: Ein junger Mann möchte Medizin studieren und zieht in die weite Welt hinaus. Diese steht jedoch am Vorabend des ersten Weltkriegs kurz vor dem Abgrund. Noch kann der Schein der Normalität gewahrt bleiben: Es wird ausgelassen kennengelernt und gefeiert. Eine heimliche Liebe entsteht. Alles könnte auf eine verzwickte Dreiecksbeziehung hinauslaufen, wie wir sie schon aus Dutzenden anderen Romanzen kennen.

Doch THE PROMISE ist eben keine schnulzige Romanze, sondern, ähnlich wie das vor kurzem gestartete Drama DER STERN VON INDEN auch, eine Liebesgeschichte im Kontext von Verfolgung und Krieg. Dem Film gelingt es, die Atmosphäre zunächst vorsichtig und dann sehr drastisch zu wandeln. Die Schönheit der Stadt Istanbul wird durch Bilder des Schreckens und hoffnungslose Märsche zwischen malerischen Gebirgspässen ersetzt. 4.000 Armenier flüchten vor dem türkischen Militär. Mittendrin Oscar Isaac (INSIDE LLEWYN DAVIS; 2013), Christan Bale (KNIGHT OF CUPS; 2015/ THE BIG SHORT; 2015) und Charlotte Le Bon (THE WALK; 2015).

An den drei Hauptfiguren ist tatsächlich nur wenig auszusetzen. Diese geglätteten Kanten könnten negativ ausgelegt werden. Doch die eigentlich Geschichte des Films ist nicht die Liebesgeschichte. Vielmehr ist sie nur ein Katalysator für die Entscheidungen der drei Figuren. Ihr Anliegen rückt im Laufe des Films in den Hintergrund. Dem Überlebenskampf und dem gemeinsame für einander Einstehen gilt der Fokus. Und hier steht die enge Bindung der dreien nur als Metapher für eine Gruppe von tausenden, die sich vereinen, um den Verfolgern zu entkommen.

Zwar spielt Bale einen arroganten, amerikanischen Journalisten, der manchmal etwas zu sehr über den Durst trinkt und deswegen unbedacht Dinge sagt. Doch er ist es auch, der einer Gruppe Waisenkindern die Flucht sichern möchte. Nicht, weil er eine Story wittert, sondern weil er in seiner Heimat über die Wahrheit berichten möchte, damit den Verbrechen einhalten geboten wird. Bale nimmt man diese Rolle des fehlbaren Helden ab.

Ana, gespielt von Charlotte Le Bon, bleibt als Geliebte des Journalisten zunächst auch unbehelligt. Ihren Status nutzt sie, um ihren Mitmenschen zu helfen. Als Love Interest ist sie das Bindeglied der beiden Männer, die sich respektieren, jedoch auch Konkurrenten sind – ja gar Freunde werden.

Michael, die Rolle von Oscar Isaac, befindet sich in einer doppelten moralischen Zwickmühle: Er ist bereits verlobt, verliebt sich jedoch in eine andere. Außerdem ist es seinen türkischen Freunden zu verdanken, dass er zunächst von der Verfolgung verschont bleibt. Doch auch er entscheidet sich stets richtig und denkt selten an sich: So heiratet Michael gegen seine Gefühle seine Verlobte – mitten im Krieg. Dieses „Glück“ ist jedoch nur von kurzer Dauer.

Die drei werden im Laufe des Films voneinander getrennt, treffen sich dann wieder nur um erneut vor weiteren, gefährlichen Herausforderungen zu stehen. THE PROMISE erzählt glaubwürdig über die wirren eines Krieges im Inneren und verharrt nur selten in romantischen Momenten. Aufopferung ist das zentrale Wort, in dem die Stärke des Films liegt. Doch dieses Statement ist von Pathos getränkt. Immer wieder wird vorgepredigt, dass man in diesen Zeiten zusammenhalten müsse, dass man zu seinem Wort stehen müsse. Das ist so richtig, wie es in den knapp zwei Stunden immer mehr ermüdet. Das Ende kommt jedoch überraschend bevor der Film dann wieder den emotional-pathetischen Zeigefinger hebt.

So ist THE PROMISE ein Kriegsdrama mit Aussage und ein Werk, dass nicht zu viel falsch macht, ja gar in seinem Kern berührt. Aber es ist auch ein Film, der mit Längen und Schwächen – sogar mit zu wenig Kanten.

THE PROMISE startet am 17.08.2017 in den deutschen Kinos und ab dem 18.12.2017 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Capelight Pictures 2017

 

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