Shut In - Review
DVD & Blu-Ray,  Kritiken

SHUT IN (2016)

Zwischen Einbildung und Realität

Die „Black List“ ist eine Zusammenstellung der besten unverfilmten Drehbücher in Hollywood. Der uns vorliegende Psychothriller SHUT IN befand sich seit 2012 auf dieser Liste und wurde schließlich 2015 im kanadischen Québec gedreht, 2016 im Kino veröffentlicht und kommt nun, am 21. April 2017, auf DVD und Blu-Ray dahergeflogen. Salih hat den Film von Regisseur Farren Blackburn genauer unter die Lupe genommen.

INHALT:

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Zurückgezogen von der Zivilisation, in einem ländlichen Teil von Neuengland, kümmert sich die Kinderpsychologin Mary (Naomi Watts) aufopferungsvoll um ihren pflegebedürftigen Sohn Stephen (Charlie Heaton), der seit einem Autounfall komplett gelähmt ist. Ihr Ehemann Richard (Peter Outerbridge) ist bei diesem Unfall gestorben, und die Witwe hat ihren Kontakt zur Außenwelt auf gelegentliche Skype-Gespräche mit ihrem Kollegen Dr. Wilson (Oliver Platt) beschränkt.

Trotz allem nimmt Mary einen neuen Patienten an, den Waisenjungen Tom (Jacob Tremblay), und bietet ihm sogar an für eine gewisse Zeit bei ihr einzuziehen. Aus dem Kontakt zu diesem Jungen schöpft sie neuen Lebensmut, doch noch am ersten Abend verschwindet Tom in einem gefährlichen Schneesturm und gilt seitdem als vermisst. Plötzlich geschehen beängstigende Dinge in Marys Haus und sie beginnt zu zweifeln: Ist Tom wirklich tot?

FAZIT:

Wer sich im Vorfeld ein wenig über SHUT IN informiert hat, wird sich über die vielen negativen Kritiken im letzten Winter sehr gewundert haben. Das Drehbuch von Christina Hodson galt als eines der besten bisher unverfilmten Scripts, und mit Naomi Watts hatte man eine zwei-fach Oscar-nominierte Charakterdarstellerin dabei. Dazu gesellte sich eine winterliche Kulisse, die den ersten Trailer atmosphärisch extrem aufpumpte – kann nicht viel schiefgehen, oder? Leider doch. Die große Ernüchterung folgt aber erst nach ca. 50 Minuten, wenn der Psychothriller einen vollkommen unglaubwürdigen Twist startet und ein komplett anderes Tempo aufnimmt.

SHUT IN beginnt eigentlich sehr vielversprechend, denn die Story baut sich langsam auf und bildet eine gelungene Kombination aus Familiendrama, Horror und Kälte, die durch den stets anwesenden Schnee in Neuengland absolut greifbar ist. Die Stimmung ist durchgehend trostlos.

Marys Schicksal, das sie ganz zu Anfang des Films ereilt, ist hart und baut ein interessantes Handlungskonstrukt auf. Eine junge Witwe, die etwas abgelegen mit einem gelähmten Sohn lebt, mit psychisch labilen Menschen arbeitet und an ihrem Verstand zweifelt: eine gute Ausgangslage für einen Thriller mit Horrorelementen. Naomi Watts spielt Mary auch sehr ansprechend, ist allerdings deutlich unterfordert, da die Story irgendwann anfängt, deutlich zu hinken. Zwar gibt es einige erschreckende Jumpscares und auch die Atmosphäre passt, jedoch verliert sich der Film nach seinem ersten Drittel in ständige Wiederholungen, ohne wirklich voranzukommen.

Doch dann kommt er, der große Plottwist. Und er hätte unglaubwürdiger nicht sein können. Eigentlich müsste man an dieser Stelle spoilern, um SHUT IN jetzt genauer zu analysieren. Die (zugegebenermaßen unvorhersehbare) Wendung stellt vieles auf den Kopf – der größte Fehler ist aber, dass sich der anfangs gelungene Stil von SHUT IN komplett wandelt. Es wird reißerisch, ohne spannend zu sein. Wirklich jede Szene wirkt von nun an derart konstruiert und 08/15, dass man sich als Zuschauer nur noch das Ende herbeisehnt. Selbst nicht geübtes Publikum kennt das nun Servierte aus herkömmlichen TV- Filmen und wünscht sich, dass einer der Charaktere schnellstmöglich den Löffel abgibt, damit der Abspann endlich beginnen kann.

Dabei hätte soviel aus SHUT IN werden können. Neben Naomi Watts wären doch Charlie Heaton, der seiner Rolle aus der erfolgreichen Netflix-Serie STRANGER THINGS optisch sehr nahe kommt, und der kleine, aber ganz große Jacob Tremblay, den wir neulich noch in BEFORE I WAKE bewundern durften, die perfekten Ergänzungen gewesen, um dem Film eine Seele zu verleihen. Aber wirklich jeder Protagonist verkommt dann zu einer absolut klischeehaften Figur, die man in jedem x-beliebigen Thriller nach Standardschema hätte platzieren können, ohne, dass auch nur ein filmisches Werk davon hätte Vorteil nehmen können.

Kurzum: Macht euch ein eigenes Bild, denn der Trailer macht wirklich Lust auf mehr. Und SHUT IN fängt auch wirklich gut an. Vielleicht mag euch der Twist sogar gefallen, und dann wärt ihr sogar zufrieden. Dem Kenner wird allerdings immer schleierhaft bleiben, wie SHUT IN es auf die Blacklist geschafft hat.

SHUT IN erscheint am 21.04.2017 auf Blu-Ray und DVD.

von Salih Yayar

Bewertung:

 

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Quelle: Pressematerial Universum Film 2017

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Hey, ich bin Salih, 28 Jahre alt, kinosüchtig und Serienfreund. Große Epen, Sci-Fi und Independent sind mein Ding - also eigentlich alles. Und wenn ich nicht gerade über Multimedia oder Politik diskutiere, versuche ich selber mal etwas auf die Leinwand zu zaubern. Meistens kläglich.

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