Ready Player One - Review | in der Simulation
Kinokritik,  Kritiken

READY PLAYER ONE (2018)

Nerdiges Actionfeuerwerk in Renderoptik

READY PLAYER ONE von Steven Spielberg ist eine Überraschung. Der Film hat Wort gehalten und vereint zwei Jahrzehnte Popkultur in ein futuristisch-nerdiges Actionfeuerwerk. Das Werk basiert auf einem gleichnamigen Roman von Ernest Cline, der 2010 veröffentlicht wurde. Der Debütroman des Autors wurde zum Bestseller und war wie geschaffen für eine Filmadaption.

Das dachte sich wohl auch einer der größten Regisseur der New Hollywood Ära. Und was soll man sagen? Hut ab, Herr Spielberg. Sie haben hier etwas geschaffen, das mich zurück in meine Kindheit geholt hat und doch voll dem Zeitgeist entspricht.

 

INHALT:Ready Player One - Poster | Science Fiction von Steven Spielberg

Wir schreiben das Jahr 2044: Wade (Tye Sheridan) ist in der realen Welt ein einfach Junge aus der Unterschicht. Er lebt in einem abgewracktem Trailer Park, der sich über mehrere Stockwerke hinzieht und mehr Schrottplatz denn Wohnort ist. Aber das Leben in dieser Welt spielt ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Denn das wahre Leben findet in der OASIS (Ontologically Anthropocentric Sensory Immersive Simulation) statt. Diese ist eine digitale Welt, die auf eine modernen VR-Technik basiert und in der jeder einen Avatar besitzt. In der OASIS kann Wade als „Parzvial“ das sein, was er schon immer wollte: Rennfahrer, Held oder einfach nur ein cooler Typ. Doch auch dort kostet alles Geld – Münzen, um genau zu sein.

Vor einige Jahren verstarb Halliday (Mark Rylance). Er war der Gründer der OASIS. Kurz nach seinem Tod wurde ein Video veröffentlicht, in dem er ankündigt, dass sich ein „Easter Egg“ in der Welt befindet. Man benötigt drei Schlüssel, mit denen man am Ende ein Tor öffnen kann, das einem die Kontrolle über die ganze Welt offenbart. Seit dem sind alle auf der Suche nach dem Easter Egg – vor allem große Konzerne wie IOI (Innovative Online Industries), die sich an der OASIS bereichern wollen. Aber eben auch Einzelgänger wie Wade.

Als es diesem gelingt, das erste Rätsel zu knacken und damit auch den ersten Schlüssel zu gewinnen, wird aus dem Außenseiter eine Legende. Doch die Person dahinter wird schon bald gejagt…

FAZIT:

READY PLAYER ONE ist ein Sack voller Süßigkeiten: Zurück in die Zukunft, Star Trek, Star Wars, Thundercats, Zelda, Halo, Dungeons and Dragons, Shining, Nightmare on Elm Street, Der Gigant aus dem All, Starship Troopers, Akira, Batman…man könnte die Reihe bis in die Unendlichkeit und noch viel weiter fortsetzen. Die Anspielungen auf Computerspiele, Filme, Comics, Serien und Musik sind so zahlreich, so kompakt gebündelt, dass die Augen funkeln und bis zur letzten Minute des Science Fiction Films nicht mehr aufhören zu strahlen. Wer in den 80er und 90er Jahren aufgewachsen wurde, bekommt Schnappatmung vor Freude.

Spielberg hat hier eine neue Definition von Reizüberflutung erschaffen. Diese Stärke des Films überlagert beinahe alles. Doch sie nicht Mittel zum Zweck. Vielmehr drängen sich die Anspielungen niemals in den Vordergrund der Handlung. Nein, es geht um einen wackeren Helden und seine Freunde, die sich einer Übermacht stellen, aber durch ihren bedingungslosen Zusammenhalt und herausragenden Mut über sich selbst hinauswachsen und zu Vorbilder einer ganzen Welt, ja sogar von zwei Welten werden: In Wolfram von Eschenbachs Gedicht „Parzival“ ist der Held auf der Suche nach dem heiligen Gral. In READY PLAYER ONE befindet sich Wade ebenfalls auch einer Reise quer durch digitale Pixelwelten, um einen Schatz zu finden, der äußerst mächtig ist. Da sieht man mal: Neben Popkultur darf man auch die alten Werke heranziehen, um sich dieser Geschichte zu erschließen, die in sich recht klassisch aufgebaut ist: Ein Underdog wird zum Helden, muss zunächst einige Prüfungen bestehen und sich dem Bösen stellen.

Da viel animiert ist, bekommt man die Schauspieler nicht so häufig zu sehen. Fehlbesetzt ist aber keiner. Allerdings hätte man sich mehr Tiefe bei manchen Nebenrollen gewünscht. So kommen die drei Mitglieder der „High Five“, dem baldigen Clan von Parzival, etwas zu kurz. Hier muss man wohl im Buch nachschlagen, was es mit den Helden auf sich hat. Die Kontrahenten sind fies und prima besetzt wurden. Fakt ist: Die Schauspieler passen zu ihren Rollen. Vor allem Tye Sheridan mit seinem recht aufgequollenen Gesicht mit hier einen prima Job. Er könnte der neue Joel Eggerton werden – wobei, dafür ist Eggerton zu kurz im Geschäft, dass wir schon einen Nachfolger bräuchten.

Wahrhaftig ist READY PLAYER ONE also mehr als ein Fanboy-Film. Und das Werk erzeugt dabei auch kritische Untertöne: Gezeigt wird ein Abstumpfen der Gesellschaft, die die Ressourcen der Erde schon lange ausgebeutet hat und sich mitten in einer Rückwärtsspirale befindet. Statt auf Fortschritt zu setzen und einen Weg aus der Not zu finden, flüchtet die Menschheit aus der Realität. Der Gegensatz zwischen dystopischer, realer Welt und digitalem Wunderland könnte nicht größer sein: Auf der einen Seite verkommende Straßenviertel und gigantische Betonbauten, auf der anderen Seite eine bunte Welt ohne physikalische Grenzen und voller Möglichkeiten.

Erinnert sich noch jemand an Second Life? Diese Lebenssimulation war Teil der Internetblase und zersprang so schnell wie sie gekommen war. Die OASIS ist da schon ganz anders. Durch Virtual Reality taucht man wirklich in die Welt ein, ja man fühlt sie sogar. Das ist fantastisch, aber auch beängstigend. Denn Ganzkörper-Anzüge simulieren und stimulieren auch Schmerz. Wer in der OASIS verletzt wird, der bekommt diesen auch in der wahren Welt zu spüren. Doch die OASIS ist keine reine wundervolle Zauberwelt, sondern hat sich im Laufe der Jahre zu einem Abbild der realen Gesellschaft gewandelt. Große Konzerne zwingen mittelose Arbeiter dazu, ihre Schulden in der virtuellen Simulation abzuarbeiten. Vergnügen ist das nicht.

READY PLAYER ONE hingegen ist mehr als ein Vergnügen. Es ist eine Verzückung – optisch sowieso, aber auch inhaltlich. Wenngleich die Handlung selbst ein alter Bekannter ist, der mit Skins aufgepeppt wurde. Die Welt, die Spielberg hier erschaffen hat, erinnert an die Szenarien aus BLACK MIRROR. Ähnlich schrecklich ist es auch. Nur das der bittere Unterton wird durch 80er Rocksound weg gedröhnt. Über allem liegt eine gewisse Coolness und Leichtigkeit. Manche möchten es bestimmt als oberflächlich und banal abtun. Doch genau diese prägt die OASIS. Niemand ist dort er selbst, niemand denkt hier an die Tragik der Realität. Und so passt der Auftritt des Films zum Kontext der Handlung.

READY PLAYER ONE läuft seit dem 12.04.2018 in den deutschen Kinos.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
banane_ranking_4.5

Quelle: Pressematerial Warner Bros.

 

Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

Ein Kommentar

  • Franziska-T

    READY PLAYER ONE war einer dieser Filme, vor denen ich im Vorfeld echt Angst hatte. Angst, die Anspielungen nicht zu verstehen. Angst, dass es wieder so ein Jugendlicher-rettet-die-Welt-Plot ist. So schlimm wie erwartet, war es dann aber doch nicht. Spielberg hat aber die richtige Mischung gefunden, auch wenn das letzte Drittel dann doch unnötig lang wurde.

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