Vielmachglas - Kritik
Kinokritik,  Kritiken

VIELMACHGLAS (2018)

Auf der Suche nach sich selbst

Mit VIELMACHGLAS kommt eine deutsche Coming of Age Komödie ins Kino, in der Jella Haase auf der Suche nach sich selbst ist. Und wo findet man sich selbst am besten? Richtig: in Hamburg. Aber beginnen wir mal von vorn:

 

INHALT:Vielmachglas - Poster | Tragikomödie

Was tun, nach dem Abi? Vor dieser Frage steht Marleen (Jella Haase), allerdings bereits seit einigen Jahren. Sie lebt bei ihren Eltern und jobbt nebenbei im Kino, während ihr großer Bruder Erik (Matthias Schweighöfer) die Kontinente der Welt erkundet. Ein tragisches Ereignis ist der Auslöser für Marleen ihrem Elternhaus den Rücken zu kehren, um nach Hamburg zu reisen. Doch mit etwas weniger als zehn Euro in der Tasche gestaltet sich dieses Vorhaben schwieriger als gedacht. Marleen ist sich schon sicher, die Reise nach Hamburg kann bereits vor Abreise als gescheitert betrachtet werden, doch dann trifft sie auf die Bloggerin Zoë mit Umlaut über dem e und ihre Reise beginnt. Marleen befindet sich auf ihrem eigenen Roadtrip durch Deutschland und erlebt auf dieser Reise nicht nur einiges, sondern findet auch zu sich selbst.

FAZIT:

VIELMACHGLAS mit und von Matthias Schweighöfer reiht sich in die Reihe der seichten deutschen Komödien mit Neologismus Titel nahtlos ein. Die Bedeutung des Titels wird bereits im Trailer ersichtlich: Aus dem simplen Einmachglas, wird hier ein Vielmachglas, denn die junge Protagonistin soll ja nicht nur eine Sache in ihrem Leben machen, sondern viele, wie ihr Bruder ihr prognostiziert. In diesem Glas soll Marleen nun endlich ihre Geschichten und Erlebnisse festhalten, damit sie, wenn es ihr mal schlecht geht, die Zettel aus dem Glas schütteln kann, um das bisher Erreichte nachlesen zu können und darin wieder Mut zu schöpfen.

Damit gelangt der Zuschauer auch direkt zum Kernproblem der jungen Marleen, die nach dem Abitur weiterhin zu Hause bei den Eltern lebt und als Aushilfe im Kino jobbt. Ihre Eltern drängen darauf, sie möge doch endlich studieren, das Paradebeispiel sei ja ihr großer Bruder, der um die Welt reist und die verschiedensten Jobs ausprobiert hat und sich in naher Zukunft mit seinen Geschichten wohl als Buchautor eine goldene Nase verdienen wird. Marleen hingegen belagert ohne berufliche oder persönliche Ziele das Kinderzimmer und steht damit im Schatten ihres großen Bruders. Durch einen tragischen Verkehrsunfall befindet sich Marleen plötzlich im Besitz eines Fährtickets in die Antarktis. Der einzige Kontinent, den ihr Bruder bisher noch nicht bereisen konnte. Spontan packt sie den Rucksack und begibt sich zum nahegelegenen Busbahnhof, um von dort nach Hamburg zu gelangen.

Doch leider gestaltet sich das mit weniger als zehn Euro im Geldbeutel etwas schwieriger als angenommen, denn die Bustickets sind deutlich teurer als erwartet. Zufälligerweise begegnet ihr die Bloggerin Zoë, die gerade eine „hitchicking-Challenge“ für ihre zahlreichen Social Media Kanäle dreht und Marleen nötigt, sich ihr anzuschießen. Marleen hat sich vorgenommen häufiger „ja“ zu sagen und willigt ein. Ein dubioser osteuropäischer LKW-Fahrer, mit toter Taube im Schoß erklärt sich bereit, die beiden mit nach Hamburg zu nehmen. Optimistisch steigt Zoë ein und Marleen folgt ihr mit ungutem Gefühl. Berechtigt, wie sie sich ziemlich schnell zeigt, als der Fahrer in einen abgelegenen Feldweg einbiegt und den jungen Frauen seine Fracht zeigt: Ein Tiger. Höchst illegal wie Marleen zu recht annimmt und plötzlich befinden sich die jungen Frauen mit einer Ziege im Schlepptau auf der Flucht vor dem Osteuropäer mit Waffe.

Bloggerin Zoë lässt sich durch den kleinen Tiefschlag nicht so schnell entmutigen und organisiert das nächste Transportmittel Richtung Norden. Und so geht die Reise weiter, doch natürlich anders als geplant, denn Marleen wird kurzerhand nebst Ziege nach einem Pipi-Malheur an einer einsamen Landstraße ausgesetzt. Verzweifelt geht es auf dem Fußweg weiter und Marleen stellt sich wieder die Frage warum sie diesen Weg auf sich nimmt und wie es denn nun weitergeht.

Der Film überzeugt einzig und allein durch seine Hauptdarstellerin Jella Haase. Die leicht passiv-aggressive Marleen ohne Interesse an der persönlichen Zukunftsgestaltung, die sich irgendwie ungewollt auf einen Roadtrip nach Hamburg begibt, ist wirklich unterhaltsam. Auf dieser Reise muss sich die junge Frau zum ersten Mal mit sich selbst auseinandersetzen. Auch das tragische Ereignis sucht sie unterwegs zu verarbeiten und gelangt hierbei immer wieder in die absurdesten Situationen, die sie an ihre physischen und psychischen Grenzen bringen. Im Dialog mit sich selbst sucht sie ihren Weg und stellt hierbei fest, dass sie entgegen ihrer eigenen Erwartung doch schon einige Geschichten erlebt hat, mit denen sie das Glas füllen kann.

Wer seichte Komödien wie KEINOHRHASEN und KOKOWÄÄH mag, dem wird dieser Film sicherlich gefallen.

von Lena Gerlach

Bewertung:

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Quelle: Pressematerial Warner Bros.

Hello, ich bin die Lena und neben meiner Passion dem Lesen steht direkt das Kino. Gerne natürlich auch Buchverfilmungen, wobei ich immer noch auf das cineastische Meisterwerk warte, das die literarische Vorlage übertrifft. Die Wartezeit auf die nächste Buchverfilmung vertreibe ich mir dann mal mit Serien ;-)

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