Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind - Kritik
Kinokritik,  Kritiken

PHANTASTISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND (2016)

Magisch-neckisches Großstadtabenteuer

Mit dem heiter-spannenden Fantasyfilm PHANTASTISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND kehren wir zurück in die Welt von Harry Potter und erleben eine Zeit, die wir bisher nur aus Erzählungen kannten: Eddie Redmayne liefert als Newt Scamander wieder eine hervorragende Schauspielleistung ab. Und auch sonst fühlt sich dieser Film richtig an. Aber nun mal von vorn:

INHALT:Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind Poster

Zauberer und Wissenschaftler Newt Scamander (Eddie Redmayne) untersucht magische Wesen und betreibt mit seiner Arbeit Feldforschung. Denn während die Muggel von der Existenz der Wesen nichts ahnen, versuchen die Zauberer eher die Tiere unschädlich zu machen, als sie zu verstehen. Scamander erkennt jedoch, dass die Meisten gar nicht gefährlich sind. Er sammelt sie und bietet ihnen Obdach an.

Sein Forschungsdrang führt ihn diesmal über den Ozean nach New York. Dort angekommen, verläuft alles nicht ganz so, wie geplant: Zuerst wird sein Koffer voller phantastischer Tierwesen vertauscht, dann auch noch geöffnet und schließlich gerät er mit den hiesigen Auroen, der Zauberer-Polizei, in Konflikt. Gejagt von Auror Graves, hilft ihn die ehemaligen Aurorin Tina, ihre liebreizende Schwester Mary Lou (Samantha Morton) und der No-Maj (Muggel) Kowalski, seine Tiere wieder einzufangen.

Doch die entflohenen Tiere sind nicht das einzige Problem: Ein seltenes, magische und sehr bedrohliches Geschöpft wandelt in de Großstadt umher und gefährdet auch die Nichtmagier. Die Existenz der Zauberer droht aufzufliegen – doch das muss mit allen Mitteln verhindert werden…

FAZIT:

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Harry Potter seinen letzten Kampf mit Voldemort im Kino hinter sich hatte und schon werden Seitenwege geöffnet, die uns einen weiteren Blick in diese zauberhafte Welt erlauben. Die abenteuerlichen Reisen von Newt Scamander werden in Hogwarts immer wieder thematisiert und so war die Wahrscheinlichkeit groß, dass eben jener auch einen eigenen Film bekommen wird. In PHANTASISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND erhalten wir einen kleinen Auszug aus dem ungewöhnlichen und unkonventionellen Schaffen des kontroversen Wissenschaftlers, der sich gegen alle Richtlinien der Zauberkunst hinwegzusetzen scheint.

Wir lernen einen quirligen, eifrigen und gewitzten jungen Zauberer kennen, der sich wenig um die Gesetze seiner geheimen Kaste schert. Doch Zeit und Ort für seine windige Suche nach seltenen, phantastischen Exemplaren könnte kaum ungünstiger sein. Denn ein magisches Wesen bringt Unheil und Zerstörung über New York. Unmut macht sich in der Muggel-Welt breit und die Vermutung, dass Hexen ihr Unwesen treiben, wird immer lauter. In dieser prekären Situation erscheint ein Zauberer, der die Tierwesen erforschen möchte, statt sie zu jagen – das ist überhaupt nicht in ihrem Sinn.

Eddie Redmayne (THE DANISH GIRL; 2015/ DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT; 2014) spielt diesen schrulligen Wissenschaftler wie ein kleiner junge, der sich waghalsig und unüberlegt in die Gefahr stürzt, sich ihrer jedoch immer bewusst ist. Ein Paradoxon der Souveränität strahlt die Figur Newt Scamander aus. Es ist eine Leichtigkeit, die ein Tiefe Tragweite des Handels erkennen lässt und doch mit einer infantilen, frechen Unvollkommenheit und nicht zuletzt scheinbaren Verwirrtheit daherkommt. Redmayne wirkt stets überlegt, offenbart aber auch durch ein kleines Zucken der Mundwinkel nach oben seine helle Freude. Keine Frage, für Scamander ist die Gefahr, sich auf die Suche nach phantastischen Tierwesen zu machen, die Vollendung seines Lebensglücks.

Ungleich unsouveräner zeigt sich seine neue Gefährtin auf der Suche nach der Wahrheit hinter den seltsamen Angriffen in New York: Katherine Waterston (STEVE JOBS; 2015/ INHERENT VICE; 2015) ist die Aurorin Tina. Etwas naiv und unbeholfen versucht sie sich an die Fersen von Scamander zu hängen. Leider nicht immer mit Erfolg. Gesetzestreu und der Gefahren bewusst, ist sie das tugendhafte Gewissen, aber auch diejenige, die das Gesetz erst auf Scamander aufmerksam macht. Das ungleiche Duo wieder Willen schließt sich zusammen und kommt einer mysteriösen Verschwörung auf die Spur, an der auch Teile der Auroen – allen voran Graves (Colin Farrell) – beteiligt sind.

Ab hier beginnt sich PHANTASISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND von einem Abenteuer zu einem kleinen Krimi zu entwickeln. Die Straßen der Großstadt werden zum Tatort und Newts Wissen über die Tierwesen machen sich dabei unerwarteterweise bezahlt. Spannung, kleiner Grusel und hektisch-schöne Action geben sich die Klinke in die Hand und fusionieren zu etwas, das wir alle kennen und lieben: Ein HARRY POTTER-Film, nur eben ohne den bebrillten Schüler mit dem Blitz auf der Stirn.

Die Zeit, in der PHANTASISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND spielt, könnte für die Handlung nicht besser sein. Wir befinden uns in den 1920er Jahren. Die Menschheit ist gerade auf dem Weg, den alten Aberglauben endlich fallen zu lassen. Der Fortschritt kehrt ein und doch werden Mann und Frau, ja gar ganze Rassen noch nicht immer gleich behandelt. Wir stehen vor der Globalisierung und ein Culture Clash bedeutet, dass sogar Amerikaner und Engländer miteinander tiefe Probleme haben. Und doch haben die Menschen noch nicht ganz mit dem Mysteriösen abgeschlossen. Vielmehr erlebt gerade das Okkulte einen wahren Aufwind: Aleister Crowley prophezeit seine gruseligen Ansichten und Showmagier, wie Harry Houdini feiern ihre großen Erfolge.

Es ist eine brisante, angespannte Atmosphäre, in der für einen Zauberer jeder falsche Schritt wirklich sein letzter werden könnte. Obendrein steht ein tiefer Schatten über die Zauberer: Grindelwald, ein abtrünniger Zauberer und Verbrecher, strebt nach Chaos und verbreitet wie ein Virus sein manipulatives Gedankengut. Dem Film gelingt es mit einfach Mitteln, diese düstere Atmosphäre eingängig klar zu machen.

Doch in PHANTASISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND herrscht nicht nur die Dunkelheit. Vielmehr hat auch dieser Film viel von den typischen Humor, den wie bei den Schülern von Hogwarts so mochten: Skurile Figuren und ungewöhnlich-überraschende Zaubertricks steigern dabei ebenso den Unterhaltungsfaktor, wie es auch die quirligen Tierwesen selbst vermögen. Auf menschlicher Seite steht hier ein angehender Bäcker Kowalski (Dan Folger), der ungefragt und unverhofft in eine Welt hineingerät, die er sich noch nicht mal in seinen kühnsten Träumen erdacht haben könnte (Sinngemäß selbst von ihm so erwähnt). Sein Stolpern in diese Welt und seine Verarbeitung der magischen Reizüberflutung bringt so manchen Lacher mit sich.

Auf tierischer Seite stehen vor allem ein diebisches Maulwurf-artiges Geschöpf und eine kleine anhängliche Pflanze, die der Zuschauer sofort in sein Herz schließen wird, aber auch für urkomische Situationen sorgen. Überhaupt hat der Film von Titel her nicht zu viel versprochen: Die Tiere sind wirklich phantastisch. Nicht nur optisch beeindruckend, sondern auch von ihrer Vielfalt und Ungewöhnlichkeit her wirken sie wahrhaftig bezaubernd.

PHANTASISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND ist eine Rückkehr in die alte Welt von Harry Potter voller Referenzen, aber auch überfüllt mit magischen Neuem. Der Ortswechsel über den Teich war eine gute Entscheidung und eröffnet eine neue Ebene – ebenso der Zeitwechsel in die Vergangenheit. Man tut gut daran auch diesmal wieder HARRY POTTER-Regisseur David Yates zu verpflichten. Denn optisch und inhaltlich fühlt es sich so an, als wären man nie weg gewesen. Und auch wenn man solchen Franchise-Produktionen heutzutage berechtigt skeptisch entgegenblicken sollte, möchte ein großer Teil von mir tatsächlich noch mehr von dieser Welt auf der großen Leinwand zu sehen bekommen.

PHANTASTISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND läuft seit dem 17.11.2016 in den deutschen Kinos.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Warner Bros. 2016

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