Paris kann warten - Filmkritik | Eine Liebeskomödie
Kinokritik,  Kritiken

PARIS KANN WARTEN (2017)

Eine Romanze mit Charme, Genuss & Klischees

In Eleanor Coppola PARIS KANN WARTEN entdeckt eine Frau Frankreich und erliegt den Charme ihrer Bewohner. Das alles wurde spritzig verpackt in ein Road Movie voller Genüsse und Kultur. Es ist eine nicht kitschige Romanze fürs reife Semester voller Klischees mit Diane Lane und Arnaud Virad in den Hauptrollen.

INHALT:Paris kann warten - Poster

Eigentlich ist das Ehepaar Loockwood in Frankreich im Urlaub und wollte nach einem Meeting in Cannes nach Paris weiter reisen, um endlich mal ein Wenig Zeit miteinander zu verbringen. Doch dann muss der vielbeschäftigte Filmproduzent Michael Lockwood (Alec Baldwin) kurzfristig bei einem wichtigen Filmdreh in Budapest teilnehmen. Kein Problem, denkt man sich. Wird eben noch ein Zwischenstopp vor Paris gemacht.

Doch Annes Ohren machen ihr Probleme und so kann Sie den Flug im luxuriösen Privatjet nicht antreten. Sie beschließt statt dessen sofort nach Paris aufzubrechen. Michaels guter Bekannter Jacques Clement (Arnaud Virad) rät ihr von einer Zugreise ab. Sein Vorschlag: Gemeinsam mit dem Auto von Cannes in die französische Hauptstadt zu fahren.

Doch wenn man schon unterwegs ist, kann man auch etwas vom Land sehen. Und so werden Seitenwege eingeschlagen und es wird keine Sehenswürdigkeit ausgelassen. Die beiden nutzen die gemeinsam Zeit, um das Land und die Kultur zu erkunden – und sich näher zu kommen…

FAZIT:

PARIS KANN WARTEN – der Titel des Films erzählt schon einen Wesentlichen Teil des Films. Der männlich Begleiter von Anne, seinerseits Vollblut-Franzose, ist erpicht darauf, ihr seine Kultur zu zeigen. Getreu dem Motte „Der Weg ist das Ziel“ wird die Richtung zur Hauptstadt zwar eingeschlagen, aber der direkte Fahrt wortwörtlich charmant und entspannt umfahren.

Eine ungewöhnliche Sightseeingtour beginnt, bei der immer und stets die Sonne scheint. Schließlich müssen die schönen Orte ja auch ins richtige Licht gerückt werden. In dieser reingewaschenen Bilderbuch-Atmosphäre werden römische Aquädukte und Obelisken besichtigt. Und nach einer Nacht in der ländlichen Provinz geht es weiter zur nächste Station: Lyon. Dort wird erst einmal das Lumière-Museum besucht. Natürlich kennt Jacques auch hier den Direktor. Es ist eine „Sie“. Und auch mit ihr hatte er mal was – wie scheinbar an jedem Ort ihrer Tour. Eben ein Mann von Welt. Und weil Anne sich so für Stoffe interessiert, geht es danach auch gezwungenermaßen in ein Textilmuseum – Paris kann wirklich warten.

Und wer bei diesem Road Trip mit einer Panne rechnet, der wird erneut nicht enttäuscht. Irgendwo auf freier Strecke bleibt man hängen. Aber Jacques der alte Charmeur sieht das alles locker und schlägt ein Picknick vor. Das Problem des kaputten Wagens wird weggessen. So viel Entspannung, so viel Genuss am Leben macht eifersüchtig. Aber so ist der Franzose eben – jedenfalls in diesem Film.

Die Figur, die Schauspieler Arnaud Virad mit leidenschaftlicher Süffisant und Entspanntheit ausfüllt, ist ein wandelndes Klischee. Schon die Einführung von Jacques ist ein ironischer Seitenhieb: Alle drei sitzen im Auto, sind unterwegs durch Cannes. Aber Jacques kennt natürlich alles und jeden und weiß, wo man gute Produkte herbekommt. Und diese werden selbstredend auch gleich angefahren und während eines verbalen Schlagabtauschs aus dem Auto heraus erworben. Ein Franzose weiß eben ein gute Wurst und einen noch besseren Wein zu genießen.

Ebenso reist der Franzose im Form von Jacques am liebsten über die malerischen Landstraßenpfade. Und er fährt dabei natürlich viel zu schnell und unvorsichtig. Dass dabei immer eine Zigarette brennt, ist so selbstverständlich, wie der Charme, den er versprüht. Das weibliche Geschlecht behandelt man dabei natürlich respektvoll. Aber die Entscheidungen werden vom Mann getroffen. Und das auf so geschickte Weise, dass die Frau gar nicht ablehnen kann.

Anne hat auch kaum eine andere Wahl, denn sie kann nur wenige Worte auf französisch und begibt sich voller Vertrauen in die kulinarisch-versierten und kulturinteressierten Hände ihres Begleiters. Der wiederum lässt keinen Augenblick aus, sie zu beeindrucken. Seine Devise: „Driving is the only way to see a country“. Und die Natur ist wundervoll, solange man sie nur essen kann. Überhaupt wird viel und gut gegessen. Und auch darüber geredet – gut ein Drittel des Films besteht genau daraus. Wer also ein Faible für gutes Essen hat, sollte auf keinen Fall hungrig in diesen Film gehen.

Alles wird dabei in Bild festgehalten. Annes Digitalkamera klickt und zoomt, was das Zeug hält. Was die Bilder erzählen wollen? Wohl eine gewisse Sehnsucht. Anne ist offensichtlich auf einer Suche – sie ahnt es nur noch nicht. Und tatsächlich scheint die Suche einen Erfolg zu haben:
In PARIS KANN WARTEN finden sich zwei Menschen, die das Leben und die Kultur in gleicher Weise zu schätzen wissen.

Doch da ist noch mehr: Es gab eine Krise in Annes Leben. Diese bleibt unausgesprochen, ist jedoch der ideale Nährboden, um sich auf ein Abenteuer mit einem französischen Gentleman quer durch Frankreich einzulassen. Es ist einer der wenigen Momente des Films, der eine Tiefe erzeugt und einen Anspruch abverlangt. Doch dann verfällt er bald wieder in seine Oberflächlichkeit zurück.

Diane Lane spielt dabei eigentlich eine weltmännische, selbstbewusste Amerikanerin, die auch Autos reparieren kann. Doch dieses Bild wird schon schnell aufgebrochen. Wie ein großen Schulmädchen, die ihr Glück nicht eingestehen möchte, erliegt sie ihrem Begleiter. Und obwohl ihr zwischenmenschliches Miteinander auf einer platonischen, erwachsenen Ebene bleibt, liegt es von Anfang an auf der Hand, wohin uns die Geschichte führen möchte.

PARIS KANN WARTEN fühlt sich wie ein harmloser Sommerflirt zwischen Mittvierzigern an. Eine vernebelt-rosarote Reise durch schöne Ecken und mit wenig Kanten. Konkret ausgedrückt: PARIS KANN WARTEN ist etwas zu platt. Ein charmanter Franzose bezaubert eine Amerikanerin durch gutes Essen, historische Orte und einen lockeren Lebensstil. War ist das schon? Reicht das aus für einen zweiten Frühling? Wenn man Coppolas Film, dessen Drehbuch sie auch geschrieben hat, glauben schenkt, dann braucht es sogar nur ein frisches Stück Melone und eine Scheibe reifen Schinken.

PARIS KANN WARTEN hat keine Überraschung und ist überraschend erwachsen. Der Film ist nett und hat seine Momente zum schmunzeln. Ihm fehlt aber leider viel auf der emotionalen Ebene. Wie etwa, das warme Gefühl, bei dem man bei anderen Romanzen voller Glückstränen zum Taschentuch greift. Positiv gesehen, findet sich kein Geschnulze, dafür Kultur und gutes Essen. Und wenn dadurch wirklich zwei Menschen zueinander finden, dann soll das so sein. Und bestimmt finden sich hierfür auch ein verliebtes Publikum, dass den Ort des Geschehens und die Geschichte zu schätzen wissen. Mir jedenfalls war das alles etwas zu wenig.

PARIS KANN WARTEN startet am 13.07.2016 in den deutschen Kinos und ist ab dem 11.11.2017 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

 

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Tobis 2017

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