Nymphomaniac - Filmkritik
DVD & Blu-Ray,  Film,  Kritiken

NYMPH()MANIAC Vol I. & II. (2013)

Keine Tabus

 

INHALT:Nymph_BD-cover_small

Der Film beginnt ein wenig, wie das Intro von Lars von Triers GEISTER: Feuchte Wände, Wassertropf von der Decke und plätschert auf eine Mülltonne. Wechsel in die Totale: Eine Frau voller Blessuren liegt auf dem Boden einer engen Gasse. Stille. 

Dann überschallt harte Rockmusik das sanfte Plätschern des Regens. Ein älterer Herr taucht auf, hilft der jungen Frau (Charlotte Gainsbourg) – ihr Name ist Joe – und nimmt sie mit zu sich nach Hause. 

Nachdem sie etwas zur Ruhe gekommen ist, erzählt sie dem Mann, der sich als Herr Seligman (Stellan Skarsgård) vorstellt, ihre Geschichte als Nymphomain: „Ich habe meine Möse als zweijährige entdeckt“, so beginnt Sie die Selbstdiagnose ihres Lebens.

In Kapitel unterteilt erfährt man von ihrer Entjungferung durch Jerome (Shia LaBeouf), dem sie Zeit ihres Lebens immer wieder begegnen wird, ihrem Leben als Teenagerschlampe im „Nuttenclub“, ihren ersten Anläufe einer Liebesbeziehung, ihren wechselnden, teilweise parallellaufenden Partnerschaften, ihren Experimenten mit der Lust und ihrem verbrauchten Leben auf Sexentzug.

FAZIT :

Eine junge Nymphomanin trifft auf einen asexuellen Mann und erzählt von ihrem sexuell ausschweifend Leben. Nymphomanin Joe sieht sich als Sünderin, doch Seligman erkennt immer wieder eine logische, sachliche und amüsante Seite in ihren Geschichten. Für ihn ist sie ein ganz normaler Mensch – so scheint es zumindest.

Eine perfekte Grundkonstellation für Regisseur und Drehbuchautor Lars von Trier. Denn dieser Gegensatz von Sinnlichkeit und Sachlichkeit, den die beiden Charaktere widerspiegeln, ist der tragende Faktor in einem ansonsten von Geschlechtsakt zu Geschlechtsakt hangelndem Film. Der Dialog zwischen den beiden ist subtil und intelligent geschrieben. Trier zeigt gerade hier einmal mehr seine Brillanz als Geschichtenerzähler.

3 mal vorne, 5mal hinten. Fertig. – Schon schnell, wie die Entjungferung von Joe vergeht, so verschachtelt zeigt sich Triers NYMPH()MANIAC. Aufgeteilt in Kapitel mit teils kryptischen Titeln versucht der Film einen roten Pfaden zu finden, verzettelt sich dabei jedoch immer wieder in seinen Handlungssträngen, die genauso wirr sind, wie das Leben von Joe, und nicht ganz logisch ineinander greifen wollen.

NYMPH()MANIC ist eine vier Stunden lange Abhandlung über alle Arten von Sex verpackt in die Biografie einer Frau. Der Sex, der zwar bildlich als Selbstzweck der Lustbefriedigung dargestellt wird und an dem selten etwas erotisches zu finden ist, bildet inhaltlich ein symphonisches Leitthema:

SO ist der Film mehr als nur ein kleines Sexfilmchen von einem großen Filmemacher. Denn Trier setzt nicht auf Erotik und Sinnlichkeit, sonst zeigt das Sexleben, so wie es ist: als Trieb, als Sucht! Gezeigt wird das tragische, komische, wilde, alltägliche, sinnliche, wahnsinnige und unkonventionelle Leben einer Frau, die von der Lust geleitet wird und dabei auf Menschen trifft, die genauso normal unalltäglich sind, wie sie selbst.

Trier schafft es, dem Zuschauer zu verdeutlichen, dass es keine sexuelle Normalität gibt oder andersherum eben jede Facette ein Teil der Normalität ist – so normal, dass auch aus dem Unnormalen Langeweile und Monotonie entstehen kann, die sich in ihrem Extremfall durch totale Gefühllosigkeit bei der Lust äußert.

Vielmehr noch wird ausgerechnet das Normale im Film zum Absurden verklärt. So zieht es Joe in ihrem hektischen Sexleben immer wieder nach draußen und versinkt in endlose Spaziergänge. Nicht der Sex, sondern die Spaziergänge werden zur Passion – zu Etwas, dass für eine Nymphomanin nicht normal ist.

Subtil-phoetisch oder instinktgesteuert? Was macht den Sex wirklich aus? Lars von Trier schlägt eine Brücke zwischen Verklärung und Pragmatismus. Dabei setzt er auf sehr freizügige Schauspieler und provozierende Szenen, die alles zeigen. Nur logisch, denn wenn man über Sex spricht, darf eben nicht nur das Schöne, sondern vor allem muss das Unschöne gezeigt werden. Und dabei darf es eben auch optisch keine Tabus geben. Der Meister der Dogma-Bewegung weiß dies nur zu gut.

Lars von Triers NYMPH()MANIAC Vol I. & II. ist seit dem 20.11.2014 auf Blu-Ray und DVD im Handel erhältlich. Doch aufgepasst: Es gibt sowohl die Version ab 16 Jahren als auch einen Director’s Cut, der ab 18 Jahren freigegeben ist.

Von Jörg Gottschling

Bewertung:

banane_ranking_4.5

Quelle: Pressematerial Concorde Home Entertaiment 2014

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