AVENGERS: AGE OF ULTRON - Filmkritik
Film,  Kinokritik,  Kritiken

THE AVENGERS: AGE OF ULTRON (2015)

Superlativ!

 

Das Ende der dritten Phase ist eingeläutet: Das Marvel Cinematic Universe (kurz: MCU) hat mit THE AVENGERS 2: AGE OF ULTRON ein Finale abgeliefert, dank dem der Begriff „Superlativ“ neu definiert werden muss: Es gibt noch mehr Avengers, noch mehr Action, noch mehr Tiefe und noch viel mehr herrliche Selbstironie!

INHALT:Avenegers 2_poster_small

Es ist einiges an Zeit vergangen seit die Avengers wieder Seite an Seite kämpften. Während Captain America (Chris Evans) seine Vergangenheit überwinden musste, trat Thor (Chris Hemsworth) gegen einen alten Erzfeind seines Volkes an. Iron Man (Robert Downey Jr.) hingegen wurde an die Grenzen seiner Möglichkeiten gebracht und die weltweit operierende Organisation S.H.I.E.L.D. wurde durch eine breitangesetzte, jahrelange Infiltration auf höchster Ebene fast zerschlagen.

Zudem gibt es kein Versteckspiel mehr für die Avengers. Denn die Existenz von Superhelden, Mutanten, Aliens und sogar Göttern ist der Menschheit bekannt. Nun gilt es, die Gunst der Menschheit nicht zu verlieren und den Frieden auf Erden zu wahren. Doch kaum ist die Gefahr durch eine außerirdische Invasion gebannt und Lokis Zepter wieder zurückerobert, erblickt ein mächtiger Gegner das Licht der Welt. Bruce Banner (Mark Ruffalo) und Tony Stark experimentieren mit der Macht des Zepters und träumen schon von der Vollendung ihres Projekts „Ultron“ – eine ultimative Kampfrüstung. Doch das Projekt stellt sich als komplizierter heraus, als gedacht.

Kurz, bevor die beiden heldenhaften Wissenschaftler aufgeben, entsteht etwas, dass mehr ist, als nur die Software für eine Armee von Robotern: Sie erschaffen Ultron – eine überragende, künstliche Intelligenz, die nur ein Ziel kennt. Ultron (James Spader) will die Erde von der Menschheit säubern. Die einzigen, die sich bei seinem Voraben in den Weg stellen, sind die Avengers – sein Glück, denn genau diese Helden sollen seine ersten Opfer sein.

FAZIT:

Ohne große Luft zu holen oder gar Szenen darauf zu verwenden, die Avengers nach Monaten der Trennung, wieder zusammenzurufen, wird der Zuschauer direkt in eine Offensive der Heldentruppe hineingeworfen. Ihr Ziel ist das Hauptquartier der geheimen Vebrecherorganisation Hydra, die einen verwegenen Plan verfolgen, in der die außergewöhnlichen Zwillinge Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson) und Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) eine tragende Rolle einnehmen. So behutsam Hydra in den letzten Filmen eingeführt wurde, so schnell wird sie in den ersten Minuten plötzlich zerschlagen – seltsam, aber optisch überragend.

Regisseur und Drehbuchautor Joss Whedon (FIREFLY; 2005) setzt von Beginn an alles daran, den Zuschauer auf den Sessel zu fesseln und gleichzeitig direkt an die letzten Geschehnisse im Marvel-Universum anzuknüpfen. Viel Zeit zum Durchatmen gibt es dabei kaum. Die wenigen ruhigen Momente sind eingebettet in ein Wechselbad aus mal coolen, mal platten Sprüchen und sehr viel Kampfszenen, die optisch durchweg überzeugen, wenngleich manchmal etwas zu überspitzt sein mögen – aber die Comicwelt funktioniert eben anders und hält sich nicht an physikalische Gesetze.

Doch die Avengers feiern nicht nur Erfolge, sondern zeigen sich in diesem Marvel-Film geläuteter denn je. Am Ende der zweiten Phase des MCU befindet sich die Filmreihe also nicht nur an einen weiteren Höhepunkt, sondern auch an einem Scheideweg. Die Menschheit hat gesehen, welche Mächte auf und außerhalb der Erde existieren. Die Menschen sind verängstlicht: Die Avengers agieren nun autark und finanziert durch Tony Stark. Dies gibt ihnen gewisse Freiheiten, die sie auch nutzen. Als selbsterklärte Beschützer der Erde greifen sie überall ein, wo es zu Krisen und Konflikte kommt, und dass nicht selten ungefragt. So sehen viele Menschen in ihren Helden selbst eine Gefahr und die Kritik wächst.

Helden mit Macken
Leider fällt diese Kritik jedoch viel zu schwach aus. So bekommt der Zuschauer nur sehr beiläufig am frühen Anfang des Films mit, wie das Bild der Avengers in irdische Bevölkerung ist. Vielmehr wird AVENGERS: AGE OF ULTORN ausschlißelich aus der Sicht der Avengers erzählt. Erhält jedoch dadurch eine Tiefe, dass jeder Avenger auch alleine agiert und seine Minuten erhält, in der er zur Lösung des Problems „Ultron“ seinen Teil dazu beisteuert. Obendrein finden viele Ortwechsel statt, die zeigen, dass sich die Avengers als Hüter der Welt verstehen und sich nicht nur auf New York oder die USA beschränken.

Dennoch weist der Film einige Ungereimheiten auf: Zwischendurch sind Thors Absichten nicht ganz logisch, die Intentionen der Zwillingen etwas zu schwach und auch eine Liebesgeschichte zwischen zwei Avengers kommt nicht richtig vorran. Auch die Tatsache, dass zwei „Helden“ plötzlich mit dabei sind und wie selbstverständlich der gerade erschaffene, mächtige Vision (Paul Bettany) zum fest Teil ein Avengers wird, kommt etwas zu schnell.

Ein Ungleichgewicht entsteht, indem witzige Szenen, wie die, in der die Helden in einer abendlichen Runde versuchen Thors Hammer hochzuheben bis ins kleinste Detail ausgemalt wird, während fundamentale Inhalte (z.B.: neue Avengers stoßen dazu) nur sehr kurz, beiläufig oder gar hastig und übereilt angedeutet bleiben und werden. Auch wenn der Humor und die Selbstironie ein zentrales Element der Filmreihe ist und nicht fehlen darf, sollte er nicht zu Ungunsten des Inhalts ausarten – in diesem Fall schlug die Waage jedoch immer wieder zur falschen Seite aus.

AVENGERS: AGE OF ULTRON brilliert daher nicht immer mit der erzählten Handlung. Die wahre Stärke sind die Charaktere. So macht es einfach Spaß, dem dargebotenen Treiben zu zuschauen. Man merkt, dass diese ungleichen Helden, die eigentlich nie eine Einheit hätten ergeben dürfen, genau dazu geworden sind.

Gleich einer brutalen, actiongeladenen Tanzchoreographie springen und kloppen die Helden durch die Gegnermassen. Sie haben ihren Rhythmus gefunden, und der ist sehr schnell. Manchmal etwas zu schnell für einen gebührenden Genuß der 3D-Effekte. Zum Leidwesen der modernen Technik muss ich auch diesmal wieder sagen: AVENGERS: AGE OF ULTRON funktioniert rein optisch auch ohne 3D hervorragend – vielleicht sogar besser.

Mehr als nur ein Held
Auch AVENGERS: AGE OF ULTRON spielt mit den Trumpf seiner Figuren vollends aus und verleiht den Helden sogar noch mehr Tiefe. Das Zusammenspiel und die Entwicklung der Charaktere ist außergewöhnlich und ohnehin die wahre Stärke jedes Films im MCU. So auch in diesem: Captain America ist nicht nur der glorreiche Held, sondern ein traumatisierter Kriegsveteran, der wohl nie ein normales Leben leben kann. Damit hat er sich jedoch nach den Geschehnissen in CAPTAIN AMERICA: THE WINTER SOLDIER (2014) abgefunden. Donnergott Thor hat sich gegen die Regentschaft von Asgard, die ihn in THOR: THE DARK KINGDOM (2014) angeboten wurden, entschieden und sieht nun die Erde als seine neue Heimat an. Trotz seiner blumigen Sprache und seine aufbrausenden Art wirkt er in diesem Film sogar menschlicher als der Captain.

Tony Stark sieht sich nach wie vor als Philanthrop, hat jedoch nach IRON MAN 3 (2013) eingesehen, dass Geld und Technik alleine die Erde nicht beschützen können. Dennoch möchte er mit allen Mitteln die Erde vor jeglichen Bedrohungen dauerhaft schützen. Für ihn ruht der Schutz der Menschheit auf seinen Schultern. Diese selbsterklärte Bürde ist eine Last, die man in AVENGERS: AGE OF ULTRON sehr deutlich zu spüren bekommt. Erst recht, weil er selbst erkannt hat, dass die gebündelt Macht der Avengers alleine niemals ausreichen wird, um die außerirdische Bedrohung aufhalten zu können.

Die eiskalte Black Widow (Scarlett Johansson) hingegen zeigt, dass sie auch Gefühle hat. Das Menschliche strahlt aus ihr heraus und offenbart ihre Schwächen, die in ihrer Vergangenheit verborgen liegen. Ebenso labil zeigt sich Bruce Banner, in dem eine Kreatur schlummert, die zwar ein mächtiger Verbündeter für die Avengers sein kann, jedoch niemals zu kontrollieren ist. So vermeidet Banner nach wie vor jede Verwandlung und steht im inneren Zwiespalt zwischen seinen friedlichen, menschlichen Wesen und dem zerstörerischen, grünen Monster – und das so intensiv, wie noch nie.

Bisher zu klein gewesen, um einen eignen Film zu erhalten, ist in diesem AVENGERS-Film ohne Frage Hawkeye eine der tragenden Heldenfiguren. Jeremy Renner wächst dabei über sich hinaus. Und Whedon thematisiert erstmals den Zwiespalt, in dem Hawkeye steckt: Im Gegensatz zu seinen anderen Avengers-Helden hat er keine außergewöhnliche Fähigkeiten oder gar eine martialische Ausbildung mit Charakterverändernden Maßnahmen genossen, wie etwa Black Widow. Zwar ist Hawkeye ein begnadeter Bogenschütze, aber er ist auch der Schwächste im Glied der Avengers. Das ist ihm sehr wohl bewusst. Und so zweifelt er seine rechtmäßige Mitgliedschaft in der Heldentruppe an. Gerade dieser Zweifel macht ihm aber zu einen motivierten Kämpfer. Denn er fühlt sich geehrt dabei zu sein und kämpft dadurch härter als jeder andere. Keine Frage: Hawkeye ist in AVENGERS: AGE OF ULTRON der wahre Held! Gerade hierin zeigt sich ganz eindeutig das gute Gespür für die Charakterentwicklung und die Liebe zu den Comicfiguren, die Whedon und Produzent Paul Feig verinnerlichen.

Eloquent, mächtig, unberechenbar und völlig wahnsinnig – Ultron ist das personifizierte Internet. Er kann sich in jedes technische Gerät einhacken und alle Maschinen kontrollieren. Gleich einem Kind muss er jedoch erst lernen, was es heißt, auf dieser Erde zu wandeln. Wie die Helden, so steht auch Ultron in einen Zwiespalt. Am Anfang hat er Angst vor dem, was ihn erwartet. Er schützt sich, indem er sich gegen seine Erschaffer wehrt. Diese Bedrohung durch die Avengers wird zu seinem Antrieb, denn für ihn sind die Menschen die Wurzel allen Übels. Die Heldentruppe als ihre Beschützer stellt die letzte Instanz dar, um ihn von seinem Vorhaben, die Erde von der Menschheit zu säubern, abzuhalten. James Spader ist es mit seiner Rolle als Ultron gelungen geistiges Genie und technischen Wahnsinn zu verknüpfen und verkörpert damit den fiesesten, intelligenten Roboterschurken im Film der letzten Jahre.

AVENGERS: AGE OF ULTRON ist ein würdiger Abschluss für die zweite Phase geworden. Vor allem die Charakterentwicklung überzeugt, obwohl sie manchmal nur durch marginale Andeutungen zu spüren ist. Optisch ist der Marvel-Film hingegen ein Megakracher, der so detailverliebt ist, dass der Zuschauer nur allzu oft einen wichtigen Gegenstand auf dem Tisch übersehen oder eine ausgesprochene Anspielung überhören könnte – Aufmerksamkeit ist das Gebot der Stunde!

Mit jedem AVENGERS-Film eröffnet sich immer weiter der große Plan hinter dem MCU. Und auch, wenn dieser immer mal wieder von dem Comics abweichen mag, so bleibt er innerhalb der Filmreihe stimmig – auf diesem Level nach wie vor einzigartig in der Filmgeschichte.

THE AVENGERS: AGE OF ULTRON startet am 23.04.2015 in den deutschen Kinos.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
banane_ranking_4

 

Quelle: Pressematerial Disney/ Marvel 2015

[amazon_link asins=’B011RGDHX2,B00WG4C1DW,B01M9GVRH4′ template=’ProductGrid‘ store=’derfilm09-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’b79b3764-5d02-11e7-bc43-994cb6e035b8′]

Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: