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FREE STATE OF JONES (2015)

Laute Helden in harten Zeiten

In FREE STATE OF JONES widersetzt sich ein Mann der eigenen Regierung. Und weil er keine andere Lösung mehr sieht, ruft er einen eigene Staat aus. Doch er scheitert ausgerechnet an der Macht einer Nation, die sich eigentlich die Freiheit und Autonomie des Einzelnen auf die Fahne geschrieben hat – es ist ein Film, der viel erzählt und das Selbstverständnis des US-Amerikaners aufschlüsselt. Für sich genommen ein historischer Film, aber einer, der erklärt, wie die USA noch heute tickt.

INHALT:

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Für den Südstaatler Newton Knight (Matthew McConaughey) ist der Bürgerkrieg ein Kampf, den er nicht führen will. Erst recht nicht auf Seiten der Südstaatler. Als dann auch noch in einem Gefecht im Schützengraben sein Neffe stirbt, desertiert er den Dienst, um die Leiche seines Familienmitglieds nach Hause zu bringen.

Dort angekommen, erfährt er, was von seiner Heimat noch übrig ist: Frauen, Kinder und die Alten versuchen notdürftig die Existenzen der Familien zu sichern. Doch der Krieg erreicht auch die Siedlungen und Famren. Denn die hiesigen Soldaten, die eigentlich für die Freiheit und Unabhängigkeit ihrer Bewohner kämpfen, verlangt hohe Abgabe für die Armee.

Jones stellt sich vor die Bewohner seiner Heimat, widersetzt sich mit Waffengewalt und wird zum Geächteten. Im Sumpf verschanzt er sich mit einigen entlaufenden Sklaven und baut eine paramilitärische Armee auf, die den eigenen Südstaatentruppen gehörigen Schaden zufügen. Kurz vor Ende des Krieges gelingt ihm sogar mit mehreren hundert Mann die Eroberung weiter Teile seiner Heimatregion – diese kann er sogar halten, bis die Nordstaaten einrücken und der Krieg endet. Mehr noch, gründet er zeitweise einen eigenen Staat, den „Free State of Jones“.

Doch auch nach dem Krieg kommt er nicht zur Ruhe. Ungleichheit und Ungerechtigkeit bringen ihn immer wieder dazu, sich zu erheben und den Kampf für anderen aufzunehmen…

FAZIT:

FREE STATE OF JONES von Regisseur Gary Ross beruht auf wahren Ereignissen und besticht vor allem durch seine dichte Narration. Gleich mehrere Jahrzehnte im Leben der Hauptfigur werden eng gebündelt nacherzählt. Der Film setzt mitten in den Wirren des amerikanischen Bürgerkrieges an und zieht sich episodenhaft durch Station im Leben der Hauptfigur.

Darin werden wir mitgenommen in einen Kampf um Gerechtigkeit, der sich auf vielen Ebenen abspielt. So steht zunächst das Individuum im Vordergrund, dass sich nicht für diesen konstruierten Krieg berufen fühlt und dessen Familie über einen Krieg, der nicht der ihre ist, auseinanderbricht. In der nächsten Episode widersetzt sich der Held dem eigenen Militär, um die Existenz seiner Familie zu sichern und wird dadurch zum Geächteten. Als eine Art Robin Hood kehrt er zurück, befreit seine Region und gründet zeitweise einen eigene Staat, weil er weder mit den Südstaaten, noch mit den Nordstaaten, die ihm keine Unterstützung für seinen Kampf gegen den Süden sendete, einverstanden ist. Als sich die Wogen nach dem Krieg glätteten, erkannte er, dass sich die Verkündung der Freiheit der Schwarzen als Phrase herausgestellt hat.

Matthew McConaughey interpretiert in seiner Darstellung diesen Mann als eine stolze, aber auch störrische Person, der nichts wichtiger scheint, als Gerechtigkeit und der Schutz seiner Familie. McConaughey ist ein Mann aus einfachen Verhältnissen, ein Farmer, der jedoch unglaubliche Weitsicht bewies und sich in selbst aufopfernder Weise für andere einsetzte – ein typischer, amerikanischer Held, der sein Land, aber vor allem die Unabhängigkeit, die Freiheit liebt.

In einer weiteren Ebene findet sogar ein großer Sprung in die 1960er Jahre statt: Hier muss sich einer seiner Nachfahren vor Gericht verantworten. Warum? Weil man ihn beschuldigt, dass er seine wahre Rassenzugehörigkeit verschwiegen hat. Tatsächlich sprechen die historischen Fakten dafür, dass die historische Person Newton Knight, auf dessen Leben der Film basiert, nicht nur eine Ehe mit einer Farbigen geführt hat, sondern das auch ein Kind daraus hervorgegangen sein könnte. Sein Enkel, der demnach zu einem Viertel schwarz ist, muss sich den Rassengesetzen unterordnen und steht daher vor Gericht.

Die narrative Dichte wird durch eine meist ruhige Atmosphäre bestimmt. Zwar gibt es an der ein oder anderen Stelle kleine Scharmützel und Gefechte, aber der Dialog bestimmt die Geschichte. Von einer romantisch Sicht aus betrachtet, hätte der Film diesen Newton Knight verklären können. Doch genau das wird weitestgehend vermieden. FREE STATE OF JONES bleibt vielmehr authentisch, ehrlich und erschreckend ernst. Ohne Ausschmückung, große Effekte oder gar eine Verzerrung der Wahrheit, um den Film Mainstream-tauglich zu machen, fasst er protokollarisch zusammen, fast damals geschah.

Dabei verzichtet FREE STATE OF JONES nicht nur auf eine Romantisierung, sondern auch auf einen erhobenen Zeigefinger, der anprangert. Das ist auch nur schwer möglich, denn im Grunde wird hier nicht nur von einem Mann erzählt, der für Gerechtigkeit kämpfte, sondern auch von einem Mann, der bestehende Gesetze missachtete. So ist die Geschichte ein zweischneidiges Schwert bei dem es keine völlig richtigen Entscheidungen geben hat.

Die Authentizität, die durch Atmosphäre und Erzählweise erzeugt wird, mag vielleicht nicht dem Massenpublikum, dass mehr nach Unterhaltung strebt, sofort eingängig sein. Aber genau diese Mischung ist es, die FREE STATE OF JONES zu einem tollen Film machen, jedoch auch einiges ein Einarbeitung abverlangt. Wohl auch deswegen ist der Film zu Unrecht bisher unter dem Radar vieler Filmfans gelaufen. Mein Appell: Anschauen!

FREE STATE OF JONES ist ab dem 10.11.2016 auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Euro Video 2016

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