Der Unbestechliche - Filmkritik
DVD & Blu-Ray,  Film,  Kritiken

DER UNBESTECHLICHE – MÖRDERISCHES MARSEILLE (2014)

Das Spiel um Macht

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Drogen, organisiertes Verbrechen, ein ungleicher Kampf zwischen Justiz und Verbrechen und zwei Brüdern im Geiste, die sich erbarmungslos bekämpfen – der französisches Thriller DER UNBESTECHLICHE – MÖRDERISCHES MARSEILLE hat alle Grundzutaten für einen spannenden Mafiafilm. Ob er es auch verstanden hat, diese richtig zu mischen, erfahrt ihr in der Filmkritik:

INHALT:
In den späten 1970er Jahren überschwemmt Heroin die Gesellschaft. Egal ob Obdachlose, Hippie, Angestellte oder hohe Führungskräfte, durch alle Schichten hinweg wird diese neue Droge konsumiert. Einer der Hauptumschlagsplätze für den internationalen, illegalen Drogenmarkt ist Marseille. Hier hat die „French Connection“ ihren Stützpunkt und produziert unbehelligt das weiße Pulver in einer sehr hohen Qualität. Während die USA „La French“ zum Staatsfeind erklärt und eine Eindämmung des illegalen Handels fordert, ist die französische Polizei geradezu machtlos.

Dies ändert sich als Pierre Michel (Jean Dujardin) zum neuen Richter für organisiertes Verbrechen ernannt wird. Mit unkonventionellen, drastischen Mitteln geht er gegen die eng in Marseille verankerte Organisation vor. Doch Gaëtan „Tany“ Zampa (Gilles Lellouche), der Kopf von „La French“, lässt sich nicht so leicht in die Schranken weisen. Kurzerhand unterwandert er die Polizei und plötzlich steht der Richter alleine auf verlorenen Posten dar…

FAZIT:
DER UNBESTECHLICHE von Regisseur Cédric Jimenez komponiert eine Symphonie des organisierten Verbrechens im Stil eines Martin Scorseses. Dabei schwankt der Thriller zwischen den Extremen: Auf der einen Seite das perfekte Verbrechen mit unnahbaren Tätern, auf der anderen Seite bewegende Einzelschicksale. Mit seinen über zwei Stunden Lauflänge gelingt es dem Film, Aufstieg und Fall gleich mehrfach und aus verschiedenen Blickwinkel zu thematisieren. Tragödie und Konflikt liegen dabei im Gleichklang und verhindern die Täter zu heroisieren.

DER UNBESTECHLICHE – MÖRDERISCHES MARSEILLE erzählt authentisch (aber manchmal etwas zu leichtfüßig) von eines der dunkelsten Kapitel in der französischen Nachkriegsgeschichte: „La French“, die „French Connection“, kontrollierte eine ganze Stadt und im Grunde den ganzen internationalen Heroin-Markt. Niemand konnte ihr etwas nachweisen, die Polizei war im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten völlig überfordert und kämpfte metaphorische betrachten mit Schlagstöcken gegen Maschinengewehre. Wie in DIE UNBESTECHLICHEN (1987) setzt sich auch in diesem Film eine kleine Einheit von Polizisten gemeinsam mit einem Richter zu Wehr. Das Ziel ist eine ambitionierte wie zum Scheitern verurteilte Reinigung einer Stadt, auf der ein engmaschiges Netz des Verbrechens gelegt wurde. Dieser verzweifelte Kampf wird zu einem blutigen Spiel zwischen Gut und Böse, dass die dichte Atmosphäre des Film bestimmt.

In DER UNBESTECHLICHE – MÖRDERISCHES MARSEILLE zeigt sich, dass der europäische Film sich schon lange nicht mehr hinter amerikanischen Blockbustern verstecken muss. Vielmehr befindet er sich der Film durchaus auf einer Ebene mit ES WAR EINMAL IN AMERIKA (1984), HEXENKESSEL (1973) oder IN DEN STRASSEN DER BRONX (1993). Obendrein versteht es der Film, trotz des historischen Rahmens und der großen Tragweite, seine Figuren in den Fokus der Handlung zu legen.

Hierin liegt jedoch auch eine seiner größten Schwächen, die aber auch die größte Stärke des Films sein könnte: Beide Hauptcharaktere, hervorragend besetzt durch Jean Dujardin (THE ARTIST; 2011/DIE MÖBIUS-AFFÄRE) & Gilles Lellouche (POINT BLANK; 2010), stehen auf unterschiedlichen Seite und somit für unterschiedliche Werte. Doch nicht nur optisch sind sie einander sehr ähnlich, sondern auch vom Charakter her gleich gestrickt: Beide sind hochmotiviert, verbissen und fordernd. Und beide haben Macht, die sie auf ihre Art einzusetzen – ja, sogar auszunutzen – wissen. Aber beide sind auch liebende, mitfühlende Familienväter. Manchmal fällt es da dem Zuschauer, nicht immer leicht, sofort wahrzunehmen, über wen dieser oder jener Szene erzählt wird – und wer von beiden eigentlich der schlechtere Mensch ist.

Doch genau in diesen Parallelen offenbaren sich wieder Stärken. So sind beide Charaktere auf Augenhöhe, verstehen einander und unterscheiden sich nur in dem Punkt, dass sie einen anderen Pfad im Leben eingeschlagen haben. Sie könnten Brüder sein, die einen familiären Zwist offen austragen. Und genau dieses brüderliche Konflikt prägt den Film – und macht ihn so unterhaltsam.

In einem Film, in dem beide Seiten gleich sind und die Grauzone immer wieder durchbrochen wird, darf es keinen Sieger geben. DER UNBESTECHLICHE hat hierfür einen passenden Schluss gewählt, der weh tut, Mitleid erzeugt und genau deswegen so gut ist.

Alles in allem ist DER UNBESTECHLICHE – MÖRDERISCHES MARSEILLE ein spannender Thriller geworden, der durch seine Komplexität der Handlung, die Tiefe seiner Figuren, durch seine solide Inszenierung unterhält und es daher verdient hätte keine Randnotiz in der Filmgeschichte zu bleiben.

Seit dem 24.09.2015 ist DER UNBESTECHLICHE – MÖRDERISCHES MARSEILLE auf DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich.

von Jörg Gottschling

Bewertung:
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Quelle: Pressematerial Koch Media 2015

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