25. Internationales Trickfilm Festival in Stuttgart 2018 - Der Festvial Bericht
on Tour

Das 25. Internationale Trickfilm Festival in Stuttgart

Ein Jubiläum voller Premieren

Vom 24. bis zum 29. April 2018 herrschte in der Stuttgarter Innenstadt wieder Ausnahmezustand: das 25. Internationale Trickfilm Festival stand an und lud zum gemeinsamen Animationshappening ein. Neben Filmpremieren, Kurzfilm-Panels, Studio-Vorstellungen und Preisverleihungen lag der Fokus auch auf Computerspiel-Technik. Und darüber hinaus traf sich die Branche auf der „FMX Conference on Animation, Effects, Games and immersive Media“ zum gemeinsamen Austausch über neuste Techniken und Möglichkeiten.

Auch die Filmaffen waren vor Ort und wollen euch hier kurz darüber berichten, was sie so alles erlebt haben.

 

Verschnupft zum Filmfest

Eigentlich sollten es vier Tage animierter Glückseligkeit werden. Eigentlich – denn bereits vor unserem persönlichen Starttag am Donnerstag kündigte sich bei mir etwas an, dass wohl Erkältung heißt, jedoch konsequent ignoriert wurde. Zu groß war meine einjährige Vorfreude auf das Jubiläumsfestival. Mit tropfender Nase und einem gereizten Hals schlug ich in Stuttgart ein. Das Wetter war herrlich, die Stadt nicht zu überfüllt und meine Stimmung auf dem Höhepunkt. Mein Körper jedoch – ach lassen wir das. Nur noch kurz zum Pressebereich, Ticket abholen und hinein ins Kino. So der Plan. Und der ging, trotz leidendem Körper auf. Wie gut, dass man ab jetzt nur noch sitzen und gucken musste. An dieses Stelle entschuldige ich mich für alle Huster während der Veranstaltungen.

 

Donnerstag: Fest getackert im Kinosessel

Gesagt, getan: Am Donnerstag standen bei mir vor allem Filmbesuche auf dem Plan. Drei an der Zahl sollten es werden. Zunächst eine Weltpremiere: CAPT’N SHARKY nach dem gleichnamigen Hörbuch. Der Animationsfilm kommt erst im August ins Kino und soviel sei verraten, die Kids werden hier ihre Freude haben. Kindlich animiert und von der Story her einfach gestrickt, bringt er die wesentlichen pädagogischen Voraussetzungen mit, um nicht nur ein abenteuerreicher Spaß zu sein, sondern auch dem frechen kleinen Kind ein paar Lektionen und Werte mit an die Hand zu geben. Übrigens gewann Axel Prahl, der im Hörbuch Sharky seine Stimme leiht für den Film aber die Rolle eines Schurken übernahm, den diesjährigen Synchronsprecherpreis und setzte sich damit gegen Martina Hill und Herno Ferch durch. Glückwunsch!

Als nächstes ließ ich mich von LILAS BOOK (Deutschlandpremiere) verzaubern. Ein wunderschöner Film über die kindliche Leidenschaft für Bücher: Ein Mädchen namens Lila fällt aus ihrem Buch und sucht den Besitzer ihrer Geschichte. Der weiß gar nicht mehr, dass er einst dieses Buch besaß. Doch nur er kann Lila vor dem Vergessen schützen. Eine wundervoll animierte Geschichte aus Kolumbien von Marcela Rincón González. Die Produktion dauerte neun Jahre. Warum? Weil dies erst der achte Animationsfilm aus dem Südamerikanischen Land ist. Bitte mehr Fördergeld hierin fließen lassen, wenn weiterhin solche Werke dabei herauskommen.

Meinen ersten Tag rundete ich schließlich mit ON HAPPINESS ROAD (Deutschlandpremiere) ab. Wie sich am Sonntag herausstellte, gewann dieser Animationsfilm in der Langspielfilm Kategorie „Animovie“. Verdient, wie ich finde. Ähnlich wie IN THIS CORNER OF THE WORLD, der letzten Jahr beim Trickfilm Festival zu sehen war, durchleben wir auch dieses Mal wieder die Lebensgeschichte einer jungen Frau, die im Laufe der Jahre schwere Entscheidungen treffen musste, ihre Heimat voller Hoffnung auf ein besseres Leben in den USA verließ und geläutert, ja fast gedemütigt zurückkehrte. Das Leben lässt sich nicht planen und hat eben nicht immer eine Happy End im klassischen Sinne. Wie gut, dass die Familie stets für einen da ist. Auch wenn einem das Glück verwehrt bleibt.

 

Freitag: Sonnensonnenseiten und Steinzeitmenschen

Am zweiten Tag war Martina mit dabei. Unser Schwerpunkt lag nun eher darin, dass Festival im Ganzen zu erkunden. Immerhin bietet es mehr als Filmbesuche. Wir schlenderten über das Gelände und ließen die Eindrücke auf uns wirken. So langsam kam Festival-Stimmung auf…oder war es doch nur der normale Shoppingwahn? Das besondere am Internationalen Trickfilm Festival war schon immer, dass es mitten im Zentrum Stuttgarts stattfindet. Die Besucher vermischen sich mit normalen Fußgänger. Schnell mal aufs Festival, dann zu Saturn und am Ende wieder ein Film im Open Air Bereich? Kein Problem.

Unsere Reise hatte heute nur zwei feste Anker: LOUIS UND DIE ALIENS und als Special Screening zum Abschluss der FMX der Knetfilm EARLY MAN, den bereits Lena rezensiert hat. Ersterer sorgte für viele laute Lacher im Publikum – zu unserem Leidwesen. Denn vor allem die erwachsenen Zuschauer bekamen sich nicht mehr ein. Um eine Lanze für die deutsche Produktion zu brechen: Der Film ist witzig. Und für einen deutschen Animationsfilm ist er auch wirklich toll gemacht – sowohl optisch als auch inhaltlich. Ja, der Film hat sogar Potential zu einem Franchise. Aber so witzig war er dann auch nicht, dass man dadurch das gigantische Gelächter hätte erklären können. Sei es drum. Schon am 24. Mai startet der Film übrigens bei uns in den Kinos. Eine ausführliche Kritik hierzu, sowie zu allen anderen Filmen, folgt bald bei uns im Blog.

EARLY MAN kam bei uns beiden schon besser weg. Bei vollem Kinosaal kam der Knetfilm in Tradition von CHICKEN RUN und WALLACE & GROMIT insgesamt sehr gut an. Zwar holte uns die Fußball-Story nicht ganz ab. Aber manche Gags schlugen hier schon deutlich mehr ein als es bei LOUIS UND DIE ALIENS der Fall war.

Wer noch Energie gehabt hätte (wir hatten dies nicht), der hätte sich auch noch ganz andere Premieren und Themenreihen ansehen können. So gab es gleich drei sehenswerte Kultnächte: Etwa zu den Simpsons. Und auch eine Adult Swim-Kultnacht fand wieder statt. Besonders zu empfehlen war aber wohl die NICHT LUSTIG-Kultnacht. Joscha Sauer hat es schließlich endlich geschafft und aus einer Pilotfolge eine NICHT LUSTIG-Serie gezaubert. Das hat ein paar Jahre gedauert. Auf dem 25. Trickfilm Festival kam es zur Premiere der Serie. Schade, dass wir das nicht wahrnehmen konnten.

Als kleine, aber keineswegs unwichtige Randnotiz möchte wir außerdem noch erwähnen, dass am Mittwoch außer Konkurrenz Wes Andersons ISLE OF DOGS gezeigt. Ein Film, den wir intern schon jetzt abfeiern.

 

Aufgeheizt & mega relaxed: Der Open Air-Bereich

Unser Tageshighlight am Freitag fand jedoch im Open Air Bereich statt. Hier sahen wir die ersten zwei Episoden von FINAL SPACE. Die Serie, die bald auch bei uns Teil des kultigen Adult Swim Blocks auf Cartoon Network sein wird, glänzt schon in diesen ersten beiden Folgen durch frechem Humor, einer irren Handlung und manchmal nicht ganz jugendfreien Inhalten. Komisch, dass man die Folgen trotzdem nachmittags und völlig frei zugänglich sehen konnte. Dennoch: Merkt euch FINAL SPACE. Die Serie kann was.

Ohnehin bot der kostenlose Bereich wieder allerhand Animationsfilme: Neben IN THIS CORNER OF THE WORLD wurden auch MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI, CARS 3: EVOLUTION, LOVING VINCENT, LOUIS & LUCA – DAS GROSSE KÄSERENNEN, FERDINAND – GEHT STIERISCH AB!, HAPPY FAMILY, PADDINGTON 2, THE BOSS BABY sowie Oscar-Preisträger COCO – LEBENDIGER ALS DAS LEBEN! und THE LEGO BATMAN MOVIE gezeigt.

 

Kurz mal zur FMX 2018

Nachdem wir letztes Jahr elegant die FMX verpasst hatten (ich wollte ja unbedingt erst Samstag hin), haben wir uns dieses Jahr extra einen Nachmittag hierfür geblockt. Erste Hürde: Eingang. Da waren sich die Damen nicht ganz sicher, ob Fachpresse vom Trickfilm Festival auch auf die FMX dürfen. Wir nickten ab und gingen rein. Drinnen angekommen trafen wir auf eine ganz eigene Welt. Das Gesamtwerk Film oder gar Computerspiel schien hier nicht so einen Stellenwert zu besitzen, wie in den Kinosälen ein paar Hundert Meter weiter. Vielmehr liegt der Fokus auf der Technik. Faszinierend mit wie viel Hingabe man sich über Kameratechniken, Motion Capturing und immersive Technologien unterhalten kann. Ratlos gingen wir an den Ständen vorbei. So tief in der Materie waren wir nicht, interessiert hat es uns trotzdem. Und wir waren erstaunt, wer alles da war: Illumination, Blue Sky, Lucasfilm und jede Menge kluge und weise Köpfe aus der Animationswelt. Ein Highlight war ohne Frage Phil Tippet, dem Urgestein für visuelle Effekte, der vor allem für seine Arbeit bei den STAR WARS Filmen bekannt ist. Leider war unser Ausflug zur FMX zeitlich eng begrenzt, denn der nächste Filme wartete schon aus seine Inspektion. Nächstes Jahr versuchen wir mal, einen ganzen Tag hierfür einzuplanen.

 

Kleines Fazit

Darüber hinaus haben wir auf dem Internationalem Trickfilm Festival noch einiges mehr erlebt: Kurzfilme, leckeres Essen, ein Games-Pavillion, der etwas verloren wirkte, lachende Kinder, schönes Wetter und eine Menge Leute, die einfach nur eine viel Spaß hatten. Mit diesen Eindrücken gingen zwei lange Festivaltage zu Ende, die eigentlich mehr sein sollten. Ab Samstag musste ich mir Bettruhe verordnen. Die Filmleidenschaft zeugte ihren Tribut. Bedauerlich. Und doch war es auch dieses Jahr wieder schön, dabei gewesen zu sein.

Bilder: Martina Rotzal | Jörg Gottschling

Moin! Ich bin der Filmaffe. Den Blog hab ich mir ausgedacht. Als Filmjunkie, Digital Native & Medienprimat ist mein natürlich Habitus der Bildschirm und alles, was sich darin befindet.

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