31 Rob Zombie - Filmkritik
Kinokritik,  Kritiken

31 – A Rob Zombie Film (2016)

Blutiges Spiel

Der Titelzusatz „A Rob Zombie Film” genügt eigentlich um zu wissen, was einen erwartet: Terror, Splatter, Gewalt, Blut – und das im Gewand beeindruckender Visualität. Auch 31 bietet das alles, allerdings nicht so innovativ, wie man es bei Rob Zombie schon gesehen hat.

INHALT:

31 Rob Zombie - Poster

Eine Gruppe Jahrmarktsmitarbeiter fährt durch die Weiten einer Ödnis. Eines Nachts werden sie überfallen, fünf von ihnen werden verschleppt, der Rest wird getötet. Als die Entführten an einem fremden, merkwürdigen Ort aufwachen, finden sie sich in einem Albtraum wieder. Sie sind jetzt Teilnehmer des Spiels „31“. Die Regeln sind so einfach wie grausam: Sie müssen die nächsten 12 Stunden überleben – egal wie. Nach und nach werden auf die Spieler verschiedene Psychopathen losgelassen, die nur ein Ziel haben: dafür sorgen, dass keiner der fünf das Spiel gewinnt…

FAZIT:

Der Plot mag manchen vielleicht einerseits leicht an Filme wie RUNNING MAN (1987) oder THE TOURNAMENT (2009) erinnern, andererseits an die SAW-Reihe (2004-2010). Tatsächlich gibt es aber nur eine Szene, die einen an die SAW-Welt denken lässt, ansonsten ist 31 ein ziemlich eigenständiger Film. Was ihn vor allem von den anderen Filmen unterscheidet: Rob Zombie kreiert bewusst eine trashige Freak-Show, die auch eine sein will. Er überzieht seinen Film weit in die Absurdität – wie man schon beim Lesen des Inhalts vermuten kann.

Kettensägen-Clowns, ein riesiger Mann in einem Ballerina-artigem Outfit, seine kleine, halbnackte Freundin mit dem schlichten Namen „Sex“ und ein kleinwüchsiger Killer-Nazi mit Hasenkopfkostüm – das sind nur einige der absurden Mörderfiguren, die auf die Protagonisten losgelassen werden. Und es zeigt, wie beabsichtigt grotesk 31 ist. Diese Absurdität erzeugt eine bewusste Künstlichkeit des Films, es entsteht kein Sog in die Filmhandlung, sondern eine Distanz. Der Zuschauer ist sich stets bewusst, nur ein verrücktes Trash-Abenteuer anzuschauen. Das führt dazu, dass die Gewalt im Film leicht konsumierbar und erträglich für den Zuschauer wird. Gleichzeitig macht das überzogen Groteske des Films aber auch den Horror weniger spürbar.

Und das ist vielleicht das Problem von Rob Zombies neuem Film: Für diese selbstreflexive Art der Rezeption ist 31 nicht irre und nicht freakig genug. Zu viele Szenen zielen dann doch auf die Schaffung eines gewissen Realismus und wirken nicht, sondern langweilen nur. Es ist eben schwierig, die Trauer der Protagonisten um ihren Freund ernstzunehmen, wenn der gerade von einem verrückt lachenden Nazi-Killer-Zwerg abgestochen wurde.

Dabei war das beim so vielversprechenden Filmbeginn noch ganz anders: In grandios stylischen Schwarz-Weiß kommt hier eine Alien-artige Silhouette auf uns zu, die sich beim Näherkommen als ein als Clown geschminkter, blutender Irrer entpuppt. In einer langen Einstellung starrt er mit wahnsinnigen Augen in die Kamera und erzählt uns lachend, dass er da ist, um uns zu töten. Dazu hören wir Blut und Wasser tropfen. Diese Eingangsszene lässt erschaudern, zieht einen mit ihrer Atmosphäre und den extremen Nahaufnahmen direkt hinein und fesselt: sie ist spürbarer Horror.

Dann folgt der für das Horrorgenre typische 1. Akt (in exzellentem 70er Jahre-Look) im Road-Movie-Stil, in dem die Protagonisten vorgestellt werden. Der plötzliche Übergang zum Killer-Game dauert weniger als eine Minute. Dieser schnelle Wechsel steigert das Gefühl der (gewollten) Absurdität der gesamten Handlung, die jetzt beginnt.

So wenig man zugegebenermaßen den Nazi-Killer-Zwerg erwartet, so vorhersehbar sind leider die nun folgenden Jump-Scares und Splatterszenen. Dabei dürften auch viele Gore- und Action-Freunde enttäuscht werden, denn die Kampf- und Gewaltszenen sind meist durch schnelle Schnitte und eine wackelige Handkamera entstellt worden. So wird einem oft genug weder die Räumlichkeit des Geschehens noch die Handlungen der Personen richtig klar (auch verschleiert der Schnitt raffiniert, wie nur drei Personen es schaffen, die fünf Protagonisten zu entführen).

31 hätte entweder als durchgängig sogartiger Adrenalin-Exzess funktioniert, der sich ohne Pause auf den Überlebenskampf der Protagonisten gegen die verrückten Mörder konzentriert. Oder er hätte noch mehr Trash, noch mehr Verrücktheit, mehr Selbstironie und Augenzwinkern gebraucht, um durchweg zu überzeugen. So haben wir ein Werk, das zu grotesk ist, um ernsthaft gefühlsmäßig zu fesseln, aber zu wenig skurril, um auf abstrakterer Ebene den Zuschauer über die gesamte Länge zu unterhalten. Trotz seiner tollen Visualität hebt sich 31 nicht sonderlich von anderen Genrefilmen dieser Art ab.

Am 27.10.2016 startet Rob Zombies 31 in den deutschen Kinos.

von Benjamin Wirtz

Bewertung:
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Quelle: Tiberius Film 2016

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Hey, ich bin angehender Cineast, großer Kinofreund und interessiert an jeder Art von Filmen. Deshalb steht in meinem DVD-Regal Godard neben Besson, die „Alien“-Box neben der Truffaut-Box, „Saw“ neben „Frau ohne Gewissen“ und „Panzerkreuzer Potemkin“ neben „2-Headed-Shark-Attack".

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